Ausgezeichnet: Andrew Cyrille

Andrew CyrilleAndrew Cyrille„Jazz For A Free World“ lautet das Motto des 24. Vision Festivals, das nun zum zweiten Mal im New Yorker Stadtteil Brooklyn stattfindet. In diesem Jahr wird das von Patricia Nicholson Parker und „Arts For Art“ geleitete Jazz-Festival, das soziopolitisches Engagement der teilnehmenden Künstler großschreibt, den 79-jährigen Schlagzeuger Andrew Cyrille für sein Lebenswerk ehren. Er wurde Musiker, weil er sich dazu berufen fühlte. Das sei ein innerer Drang, eine Verpflichtung gewesen, sagt Cyrille, der für Coleman Hawkins und Mary Lou Williams spielte, bevor er elf Jahre an der Seite von Cecil Taylor das, was er von Roy Haynes, Max Roach und Art Blakey gelernt hatte, in das neue Musik-Konzept einbrachte. Die Musik habe damals ausgedrückt, wie er und seine Kollegen sich gefühlt und worüber sie gesprochen haben. Jeder habe voluminöse Afro-Frisuren getragen und sie fanden ihr Haar genauso schön wie das der Weißen: Sie fühlten sich wie gleichwertige Menschen.

Deshalb habe Albert Ayler gesagt, dass es nicht um Noten, sondern um Gefühle gehe. Das sei auch seine Geschichte, berichtet der 1939 in New York geborene Andrew Cyrille: „Ich als Teil des Wir der schwarzen Community. So kam ich zur Musik.“ Doch zu bestimmten Zeitpunkten in der Geschichte brauche man Alliierte. Menschen, die ein gemeinsames Verständnis von Vorgängen haben, obwohl sie in verschiedenen Gegenden der Welt und unterschiedlichen musikalischen Genres leben. Mit ihnen bilde man Allianzen.

Beim Vision Festival, das vom 11. bis 16. Juni im Roulette läuft, ist der erste Tag ganz Cyrille gewidmet. In insgesamt acht Sets wird Cyrille mit seinen „Alliierten“ in unterschiedlichsten Formationen auftreten. Mit dabei sind Alix Pascal, Jean Guy-Rene und Quincy Troupe, Milford Graves, Tomeka Reidund Beatrice Capote, Kidd Jordan, Stefan Roloff, Wadada Leo Smith und Brandon Ross, Lisa Sokolov sowie Peter Brötzmann.

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Vision Festival

Text
Christian Broecking
Foto
Creative Commons/Shawn Brackbill

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