Berlin/Prag: Arthur Jafa

Jason Moran 'Apex Variations'Jason Moran ‚Apex Variations‘

Die wichtigste Ausstellung des Jahres zu schwarzer Musik, Rassismus und afroamerikanischer Identität ging gerade in Berlin zu Ende. Zehn Monate lang war die Ausstellung „A Series Of Utterly Improbable, Yet Extraordinary Renditions“ des afroamerikanischen Filmemachers und Künstlers Arthur Jafa in der Julia Stoschek Collection Berlin zu sehen.

Der 1960 in Mississippi geborene Jafa nennt Miles Davis und John Coltrane als wichtigste Inspirationsquellen, es geht ihm um eine visuelle Ästhetik, die der Kraft, Schönheit und Verfremdung der afroamerikanischen Musik in der US-Kultur entspricht. Zum Abschluss seiner Londoner Ausstellung, wo sie vor Berlin zu sehen war, hatte Jafa ein Improvisationskonzert mit Steve Coleman, Melvin Gibbs, Micah Gaugh, Morgan Craft, Kokayi Issa und Jason Moran organisiert, das in limitierter Auflage bei Vinyl Factory auf LP erschienen ist. Zum Abschluss seiner Berliner Ausstellung gab es nun eine weitere Weltpremiere: Der Pianist Jason Moran improvisierte zu dem Jafa-Video „Apex“. Das Video aus dem Jahre 2013 ist 8 Minuten 22 Sekunden lang, als Soundtrack ist das Stück „Minus“ von Robert Hood von 1994 zu hören. Das Video enthält 800 Fotos, auf denen neben Miles und Trane auch Ulrike Meinhof, Mahalia Jackson, Butch Morris, legendäre Plattencover wie auch verstörende Gewalt- und Lynchjustizszenen zu sehen sind.

Während das Video bei der Finissage insgesamt viermal nacheinander gezeigt wurde, spielte Moran zunächst zur Musik von Hood, variierte, improvisierte und übernahm schließlich zunehmend, bis beim vierten Durchlauf nur noch sein Klavierspiel zu hören war. Morans „Apex Variations“ werden von der Julia Stoschek Collection Berlin auch in kurzen Auszügen online gestellt, das Video steht auf Anfrage zu nichtkommerziellen und Forschungszwecken zur Verfügung.

Die Ausstellung „A Series Of Utterly Improbable, Yet Extraordinary Renditions“ wird ab 17. Januar in der Galerie Rudolfinum in Prag gezeigt und soll im kommenden Herbst auch in einem Stockholmer Museum zu sehen sein.

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„A Series Of Utterly Improbable, Yet Extraordinary Renditions“

Text
Christian Broecking
Foto
Franziska Taffelt

Veröffentlicht am unter News

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