60: NDR Jazzworkshop

Omar SosaOmar Sosa

Im kommenden Februar ist es 60 Jahre her, dass der erste Jazzredakteur des Norddeutschen Rundfunk (NDR), Hans Gertberg, zum ersten Mal einen NDR Jazzworkshop als Radiokonzert auf die Bühne brachte. „Keine Konzerte vom Fließband“, betonte damals der studierte Theaterwissenschaftler Gertberg im Rundfunk beim ersten NDR Jazzworkshop und versprach dem Publikum einen „kleinen Völkerbund in Sachen Jazz“. Damit deutete er auch das Konzept dieser damals nicht alltäglichen Konzert- und Rundfunkreihe an: Jazzmusiker aus verschiedenen Ländern zum NDR nach Hamburg einzuladen, diese einige Tage proben und ein öffentliches Konzert spielen zu lassen, das dann im Radio übertragen wird.

Damit setzte er eine Tradition in Gang, die bis heute Bestand hat, mehr als 600 Konzerte wurden in den Räumen des NDR in Hamburg gespielt, für den Hörfunk aufgezeichnet und gesendet. Wurde Gertbergs veranstalterisches Interesse noch durch einen dem damaligen Zeitgeist geschuldeten, pädagogischen Impuls angestoßen, so ging es dessen Nachfolger als NDR-Jazzredakteur, dem Pianisten Michael Naura, ausschließlich um kreative Aspekte in der modernen Improvisationsmusik. „In seiner Ära nahm der zeitgenössische Jazz allerdings auch einige sehr publikumswirksame Wendungen“, so dessen Nachfolger auf der Position des NDR-Jazzredakteurs, Stefan Gerdes, der seit 2000 verantwortlich für diese Konzertreihe ist: „Man denke an Chick Corea, Gary Burton, Pat Metheny, Keith Jarrett und Jan Garbarek oder an Albert Mangelsdorff, Wolfgang Dauner und Volker Kriegel – sie alle waren immens populär. Naura nannte die Konzerte noch einige Jahre weiter Workshops – die Marke war ja etabliert –, aber dahinter steckten meist großartige und perfekt eingespielte Bands. Oder, in Nauras typischen Worten: ,Weshalb Zwangsehen, wenn Liebesheiraten möglich sind?´“

Für das Geburtstagsjahr des NDR Jazzworkshops, der mittlerweile schlicht „NDR Jazz Konzerte“ heißt, hat die Jazzredaktion dieses öffentlich-rechtlichen Radiosenders einiges geplant. Neben den regulären Doppelkonzerten im mittlerweile angestammten Rolf-Liebermann-Saal im NDR-Funkhaus (unter anderem mit dem Julia Kadel Trio und dem Michel Portal Quintet am 8. und 9. Februar oder dem Trio Saskya und dem Ambrose Akinmusire Quintet am 3. und 4. Mai) gibt es am 18. Oktober in der Elbphilharmonie das Geburtstagssonderkonzert „60 Jahre NDR Jazz-Konzertreihe“ mit der Omar Sosa Company, der NDR Bigband und dem mit Joshua Redman (Saxofon), Aaron Parks (Piano), Matt Penman (Bass) und Eric Harland (Drums) besetzten Quartett James Farm. Zudem gibt es drei Radiosendungen auf NDR Info, die den NDR Jazzworkshop zum Thema haben: Wirft man am 23. Februar einen Blick zurück auf die Geschichte dieser Veranstaltungsreihe (20:05 bis 23 Uhr), so gibt es am 24. Februar einen Auszug aus dem ersten Konzert des NDR Jazzworkshops vom 21. Februar 1958 (22:05 bis 23 Uhr). Und in der Nacht vom 10. auf den 11. März werden ab 22:05 Uhr acht Stunden lang auf NDR Info einige dieser legendär gewordenen Konzerte noch einmal in voller Länge gesendet. Alle Infos auf der Site der Jazzredaktion von NDR Info.

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NDR Jazz

Text
Martin Laurentius
Foto
Ron Jones

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