RIP: Chuck Loeb

Zum Tode von Chuck LoebChuck LoebIch erinnere mich noch gut: Das zweite Album „Tree People“ des amerikanisch-deutschen Quartetts Metro mit Mitchel Forman (Keyboards), Victor Bailey (Bass), Wolfgang Haffner (Drums) und Chuck Loeb (Gitarre) ist gerade in den Bonner Hansa Haus Studios aufgenommen worden. Die Session ist gleichermaßen konzentriert wie gelöst und locker verlaufen, der freundschaftliche Umgangston der vier Musiker untereinander findet seine Entsprechung in der Zusammenarbeit. Nun ist aber die Zeit für Loeb gekommen. Denn der Gitarrist hat eine klare Vorstellung von dem, wie Jazz-Fusion damals, Mitte der 1990er-Jahre, zu klingen hat: eine im Sound druck- und kraftvolle Rockmusik, ohne deren „Räudigkeit“ zu haben, mit der eloquenten Geläufigkeit des Jazz gespielt, ohne zu „intellektuell“ aufgeladen zu sein. So professionell Loeb im Studio als Gitarrist gearbeitet hat, so fokussiert setzt er sich nun ans Mischpult, um seine Klangvorstellung in die Tat umzusetzen. Durchaus mit Erfolg: Metro, dieses 1994 mit seinem engen Freund Forman angeschobene Jazz-Fusion-Projekt , ist mehr als 20 Jahre lang eine Konstante in der Karriere dieses amerikanischen Gitarristen geblieben – zuletzt mit der WDR Big Band, mit der Metro 2015 die CD „Big Band Boom“ (Jazzline/Delta) veröffentlicht hat.

Gerne und oft wird ein Gitarrist wie Loeb als „Musician’s musician“ bezeichnet. Wie viele Musiker seiner Generation (Loeb wurde 1955 in Nyack, New York, geboren) durchlief er Mitte der 1970er die Jazzkaderschmiede schlechthin, das renommierte Berklee College Of Music in Boston. Dort wurde er fundiert und umfassend auf eine Karriere als Profimusiker vorbereitet, dort bekam er sein Rüstzeug für eine spätere Laufbahn als Sideman und Bandleader. Danach wurde Loeb immer dann als Gitarrist geholt, wenn es darum ging, kompetent und authentisch zugleich die verschiedensten Gattungen und Genres „zu bedienen“; egal, ob Mainstream Jazz oder Fusion, ob Pop, Funk, Rock oder Soul. Doch zeitlebens sollten die vielfältigen Aspekte einer Verbindung von Jazz und Pop/Rock im Mittelpunkt seines Interesses stehen. Mit diesem Stilhybrid machte er sich weltweit einen Namen und Bands wie Metro oder später Fourplay mit Bob James waren stets das Vehikel des kreativen Gitarristen Chuck Loeb, mit dem er das eigene Sein als Mensch und Musiker zum Ausdruck bringen konnte.

„Blicke ich jetzt auf meine Karriere zurück und wüsste, dass sie zu Ende gehen würde, dann wäre ich mehr als nur glücklich und zufrieden mit dem, was ich als Musiker erreicht habe“, hat Loeb noch im Frühjahr geradezu prophetisch gesagt. Denn der Gitarrist ist am 31. Juli an den Folgen seiner Darmkrebserkrankung gestorben – mit 61 Jahren viel zu früh. Text: Martin Laurentius

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Ines Kaiser

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