European Jazz Legends: Miroslav Vitous in Gütersloh

In Gütersloh: Miroslav VitousMiroslav Vitous„Wir haben mit Weather Report großartige Musik gemacht, aber uns seither auch ser verändert. Ich habe für das neue Album etwa ,Birdland‘ so gemacht, wie ich es bei ,Nefertiti‘ auf ,Remembering Weather Report‘ gemacht hatte – mit sehr viel Dynamik, aber ohne dieses Brachiale, nicht immer dieser Beat“, erzählt der tschechische Kontrabassist Miroslav Vitous in der Jazz-thing-Artikel-Reihe „European Jazz Legends“ unserem Autor Götz Bühler. „Es sind jetzt zwei Drummer: Nasheet Waits und Gerald Cleaver. Sie spielen beide in unterschiedlicher Time. Einer in 3/4, der andere in 4/4, aber nicht im selben Tempo, der eine etwas schneller als der andere. Wenn das richtig gemacht wird und es die richtigen Tempi sind, erzeugt das einen Spannung, einen Kanal, der direkt nach oben ins Universum führt. Und in diesem Raum kann man alles spielen. Alles.“

Um zu dieser Erkenntnis zu kommen, musste Vituos, 1947 in der tschechischen Hauptstadt Prag geboren, einen langen Weg zurücklegen. In den 1960er-Jahren war er aussichtsreicher Schwimmer für die olympischen Spiele in München. Doch 1967 gewann er auch mit seinem Trio – unter anderem mit seinem Freund, dem Pianisten und Keyboarder Jan Hammer – den Friedrich-Gulda-Wettbewerb in Wien und zog mit einem Stipendium für das renommierte Berklee College Of Music in der Tasche in die USA. Dort machte er sich sofort als gleichermaßen virtuos wie sensibel spielendere Kontrabassist einen Namen und nahm zum Beispiel 1968 als Mitglied im Chick Corea Trio das legendäre Album „Now He Sings, Now He Sobs“ auf. 1970 gründete er zusammen mit dem Keyboarder Joe Zawinul, den er bereits in Wien kennengelernt hatte, und dem Saxofonisten Wayne Shorter die Band Weather Report, der er bis 1973 angehörte. Nachdem er vier Jahre lang die Jazzabteilung am New England Conservatory in Boston geleitet hatte, kehrte er 1988 nach Europa zurück und konzentrierte sich auf eine Laufbahn als Komponist. Wie raffiniert Vitous komponiert, hat er unter anderem mit den beiden Alben „Universal Syncopations“ (ECM/Universal) dann 2003 und 2007 demonstriert.

„Ich habe lange versucht, Scott LaFaro zu kopieren“, erzählt Vitous freimütig, „also dachte ich, dass ich wie er spiele. Bullshit! Die originale Musik, die in mir steckt, ist so stark, dass sie nichts anderes zulässt. Ich kann nicht anders, als meine Musik zu spielen.“ Zu seinem Konzert am 25. Juni im Rahmen der Reihe „Euopean Jazz Legends“, präsentiert von Jazz thing, Jazz in Gütersloh und WDR 3, bringt er jedenfalls eine seiner Lieblingsbands ins Theater Gütersloh mit: mit Roberto Gatto (Drums), Aydin Esen (Keyboards), Gary Campbell (Saxofon) und Robert Benisolo (Saxofon). Die Jazzredaktion des Westdeutschen Rundfunks schneidet den Auftritt mit (Sendetermin zu einem späteren Zeitpunkt in WDR 3 Konzert), alle Konzerte dieser Serie werden auch vom Label Intuition auf CD veröffentlicht.

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Jazz in Gütersloh

Text
Martin Laurentius
Foto
Lutz Voigtländer

Veröffentlicht am unter News

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