RIP: Pete Seeger

Pete SeegerPete Seeger, 1955Ihn lediglich als Folksänger zu bezeichnen, wird seiner Persönlichkeit bei weitem nicht gerecht. Pete Seeger war Musiker, Friedensaktivist, Bürgerrechtler, Umweltschützer. Im Alter von 94 Jahren ist eine der letzten integrativen Persönlichkeiten der Vereinigten Staaten am Montag, 27. Januar, in einem New Yorker Krankenhaus verstorben. Seeger wurde 1919 in eine musikalische Familie hineingeboren, begeisterte sich für die ländlichen Traditionen und lernte das Spiel auf dem fünfsaitigen Banjo. Mit dem Berufsziel Journalist schrieb er sich in Harvard ein, gründete eine radikale Zeitung und trat der „Young Communist League“ bei. In New York wurde er vom Folkloristen Alan Lomax mit dem Bluesmann Leadbelly bekannt gemacht und traf 1940 schließlich auch Woody Guthrie, mit dem er die Vorliebe für Agitprop teilte und durch die Staaten reiste.

Während des 2. Weltkriegs gründete Seeger die Almanac Singers, die mit ihren antifaschistischen Songs bekannt wurden, wenig später begann er im Greenwich Village seine Folkclub-Karriere. Wesentlich für den Fortgang seiner Laufbahn wurden The Weavers, die mit Songs wie „If I Had A Hammer“ oder „Goodnight, Irene“ weltweit bekannt wurden. Ab den 1950ern war Seeger vor allem solo unterwegs, begeisterte sowohl in Clubs als auch auf Sommerlagern eine junge Generation für Folk, schrieb für das Magazin „Sing Out!“ und nahm Platten für das Label Folkways auf. Überschattet wurden diese Jahre durch den Vorwurf, er würde „unamerikanischen Aktivitäten“ nachgehen. Die Folge: jahrelange Zensur seiner Auftritte und Boykott durch die Medien, der auch Songs gegen den Vietnamkrieg betraf.

Während des Folkrevivals stieg seine Popularität dennoch unaufhörlich: Sein „Where Have All The Flowers Gone?“ wurde zur Antikriegs-Hymne, das Gopsel-inspirierte, von ihm allerdings nicht komponierte, aber popularisierte „We Shall Overcome“ zum Soundtrack der Märsche von Bürgerrechtlern, die Byrds wiederum machten aus seinem „Turn! Turn! Turn!“ einen Nummer-1-Hit. Seinen legendären Wutanfall, als Bob Dylan 1965 beim Newport Folk Festival seinen Auftritt elektrifizierte, begründete Seeger mit dem Argument, man könne ja die Texte nicht mehr verstehen. Während der 1970er und ’80er tourte Seeger mit Woody Guthries Sohn Arlo, setzte sich weiterhin für Belange des Umweltschutzes und der Friedensbewegung ein. Ehrungen vom „Grammy“ bis zur „Rock And Roll Hall Of Fame“ begleiteten sein Spätwerk, und auch mit brüchiger Stimme blieb er als musikalischer Vertreter des „anderen Amerika“ stets aktiv, etwa bei Obamas Inauguration. Am schönsten ist aber seine Philosophie im Schriftzug auf seinem Banjo zusammengefasst: „This machine surrounds hate and forces it to surrender.“

Weiterführende Links:
„Pete Seeger Appreciation Page“

Text
Stefan Franzen
Foto
Library Of Congress

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