Musik & Zensur: Say & Mortazavi

Fazil SayZu einer Bewährungsstrafe verurteilt: Fazil Say

Mit einer Verurteilung auf Bewährung sieht sich der türkische Musiker Fazil Saykonfrontiert. Dem 43-jährigen Komponisten und Pianisten, der zu den bekanntesten Kritikern der Regierungspartei AKP zählt, wird vorgeworfen, er habe in Tweets religiöse Gefühle verletzt. Dort zitiert er etwa den vor 900 Jahren wirkenden Dichter Ömer Khayyam mit dem Vers: „Du sagst, in den Flüssen des Paradieses wird Wein fließen – ist denn das Paradies eine Kneipe?“ Say, der in seiner Klangsprache traditionelle Elemente mit westlicher Klassik zusammenbringt und in seinen Werken gesellschaftliche Ereignisse kommentiert, will die Türkei verlassen, sollte die Verurteilung wegen Blasphemie rechtskräftig werden.

Der iranische Perkussionist Mohammed Reza Mortazavi tritt mit einer musikalischen Solidaritätsbekundung an die Öffentlichkeit: Sein „Project 20“ ist eine Widmung an den Landsmann und Filmemacher Jafar Panahi („Offbeat“, „Pardé“), der 2010 zu sechs Jahren Freiheitsstrafe und 20 Jahren Berufsverbot verurteilt wurde. Im Iran wird ihm vorgeworfen, er habe einen regimekritischen Film über die Wahlen und die darauffolgenden Ausschreitungen drehen wollen. Wie Panahi ist Mortazavi Unterstützer der oppositionellen „Grünen Bewegung“. In seinem 20-minütigen Stück improvisiert er zum Herzschlag von Pahani auf der Tombak und möchte so den Ängsten, der Verurteilung zum Schweigen und dem Drang nach Freiheit des Inhaftierten Ausdruck geben.

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