DJ Oil

Befreite Phantome

Marseille ist einer der wahren Melting Pots am Mittelmeer, hier verschmilzt die Kultur Europas mit der Nordafrikas so dicht wie kaum an einem anderen Ort nördlich des Äquators. Und der Stadt haftet trotz viel Sonnenschein auch etwas Dunkles, lockend Geheimnisvolles an.

DJ Oil (Foto: Stephan Muntaner)Unüberhörbar beeinflusst davon ist der DJ und Musiker Lionel Corsini, in Südfrankreichs Underground-Szene besser bekannt unter dem Namen DJ Oil – oder aber als eine Hälfte der Troublemakers, einem Projekt in den späten 90er-Jahren, welches gleichzeitig auf Guidance Records und auch auf Blue Note veröffentlichte.

Bereits damals waren Samples für die eigene Musik wichtige Inspiration und Grundlage zugleich. Ohne nun detailliert mit Nennung der Quellen darauf einzugehen, ist es doch sehr auffällig, welch große Rolle Samples auf DJ Oils zweitem Soloalbum Phantom (BBE/Indigo) spielen.

„Ich benutze Samples wie Farben in der Kunst. Meine größten Einflüsse sind allerdings Epochen und natürlich Musik – Jazz, Soul, House von den 60er- bis 90er-Jahren, generell afrikanische Musik – sowie Kino.“

Visuelles spielt auch bei den Liveauftritten DJ Oils eine entscheidende Rolle. Corsini arbeitet mit Collagen, musikalisch und visuell, probiert und ändert seine Kompositionen ständig, auch live auf der Bühne.

„Alle Tracks, die BBE nun aussuchte, lebten wie Geister in meinem Laptop. Es sind allesamt Liveaufnahmen von Parties, Festivals oder auch aus dem Studio. Ohne jegliche Nachbearbeitung.“

Befreite Phantome also, die nun eine Momentaufnahme eines Melting Pots gut hörbar machen.

Text
Michael Rütten
Foto
Stephan Muntaner

Veröffentlicht am unter 107, Feature, Heft

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