Van Morrison

The Prophet Speaks

(Caroline/Universal)

PRO

Van Morrison – The Prophet Speaks (Cover)Van Morrison ist schon immer vom Blues geprägt. Für sein 40. Album nahm der nimmermüde Nordire neben sechs neuen Eigenkompositionen einige Klassiker von John Lee Hooker und Solomon Burke auf und verwandelt die wie selbstverständlich zu eigenen, unverwechselbaren Songs. „The Prophet Speaks“ setzt dort an, wo er vergangenes Jahr mit Organist Joey DeFrancesco auf „You‘re Driving Me Crazy“ begann: bei enorm swingender wie erdig-bluesiger Musik – also dort, wo Morrison seine Wurzeln verortet. Nicht, dass er die quirligen improvisatorischen Vorlieben von „Astral Weeks“ wieder aufgreift. Vielmehr pflegt er ganz ohne Umschweife Blues, Jazz und Soul in ihren elementaren Formen. Freudvoll wie sensibel, stets mit Verve, singt und scattet der 73-Jährige und bestätigt sich selbstbewusst als leidenschaftlicher Bewahrer einer immer gültigen Musik
Olaf Maikopf

KONTRA

Das Problem liegt fast ein halbes Jahrhundert in der Vergangenheit. Damals präsentierte sich Van Morrison als frühreifer Genius, der mit „Astral Weeks“ die Schlaumeier verblüffte und ihnen mit „Moondance“ swingend schmeichelte. Als Greenhorn schaffte er derart überzeugend die Verbindung von Folk und Jazz, dass er nun im Alter nichts mehr hinzuzufügen hat. Zwar näselt er wieder am Seniorenidiom herum und hat im Organisten Joey DeFrancesco einen Bruder im Geiste gefunden, der ihn hammondplüschig rahmt. Das ändert jedoch nichts daran, dass die Musik von „The Prophet Speaks“ käsiger kaum klingen könnte. Keine Wendung überrascht. Der Swing kommt nicht vom Fleck, der Blues wirkt geborgt, Humor ist nicht beabsichtigt. Wo bei Kollege Leonard Cohen altersweise Finsternis die Songs umwölkte, ist Morrison nur ein leidlich greinender Langweiler.
Ralf Dombrowski

Text
Olaf Maikopf, Ralf Dombrowski
, Jazz thing 127

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