Ulrike Haage

The Eerie World Of E.Z.

(Blue Pearls Music/Indigo)

PRO

Ulrike Haage – The Eerie World Of E. Z. (Cover)Ulrike Haage ist eine nachdenkliche Frau. Auf ihrem neuen Album drängt sich das Bild auf, wie sie ihr Gesicht an die beschlagene Scheibe eines Busses drückt, der durch eine nächtliche Stadt fährt. An jeder Straßenkreuzung wechseln sich neue Bilder ab, die Erinnerungen triggern, welche sich verselbstständigen und ihrerseits Bilder evozieren. Haage hat diesen urbanen Roadtrip mit einer Vielzahl von Instrumenten im Alleingang aufgenommen. Die Musik beginnt verhangen und melancholisch, führt auch durch aufmüpfigere oder verspieltere Passagen, um zu jenem ungreifbaren Urgrund aller Gedanken zurückzukehren. Es fühlt sich an, als fahre man im Kreis, das aber immer wieder neue Perspektiven öffnet. Indem man die Platte hört, wird aus dem Soloalbum ein Gemeinschaftswerk, denn Haage lässt viel Nähe zu, sodass wir zu Teilnehmern dieser Reise werden.
Wolf Kampmann

KONTRA

Okay, das, was wir auf der neuen Platte der Komponistin und Pianistin Ulrike Haage hören, ist Filmmusik, die sie für die Doku „Diese Sendung ist kein Spiel – Die unheimliche Welt des Eduard Zimmermann“ geschrieben hat. Das erklärt uns den etwas kryptischen Titel „The Eerie World Of E.Z.“ ebenso wie das Kürzel E.Z. oder das muffig-spießige Soundsetting. Dennoch bleibt man etwas ratlos vor den 18 Piecen stehen, wenn man den Film nicht kennt. Anstatt ins, wenngleich imaginäre Geschehen hineingezogen zu werden, wird man regelrecht vor den Kopf gestoßen durch das überbordende Geklingel und Gedingel und Gedengel verschiedenster Provenienz. Jazz soll es sein, sagt das Presseinfo. Wenn wir freundlich sind, nennen wir die Chose vielleicht Ambient – und freuen uns, dass das Gros der Stücke nicht länger als zwei Minuten ist.
Martin Laurentius

Text
Wolf Kampmann, Martin Laurentius
, Jazz thing 152

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