Renegades Of Jazz

Paradise Lost

(Agogo Records/K7/Indigo)

Renegades Of Jazz – Paradise Lost (Cover)Der DJ und Produzent David Hanke ist in Tansania aufgewachsen und nach der Rückkehr der Familie nach Deutschland zunächst mit Grunge musikalisch sozialisiert worden. Mitte der 1990er wird diese Orientierung durch eine Faszination für die seinerzeit als frisch wahrgenommene TripHop-Welle ersetzt, die Quellen für deren Soul-, Jazz- und Funk-Samples findet Hanke in den Plattensammlungen seiner Eltern und Großeltern. „Paradise Lost“ ist das zweite Album seines in Anspielung auf Afrika Bambaataas epochalen Electro-Klassisker „Renegades Of Funk“ benannten Downbeat-Projekts. Einen Großteil des Albums machen Vocal-Tracks aus. Eingerahmt von je zwei Instrumentals, zeigen die acht Songs Hankes Geschick im Umgang mit Stimmen: allein drei mit Greg Blackman, der auch schon für DJ Vadim oder Nightmares On Wax im Studio gestanden hat, die Single „Fire“ mit den Rappern von Aspects aus Bristol, das swingende „Flemish Cap“ mit Karin Ploog, einen Song mit der New-Wave-Sängerin Jane Kennaway und einen mit ihrem Sohn Dylan Kennaway sowie „Death Grip“ mit dem Londoner Rapper Chima Anya. Dadurch wirkt das Album nicht ganz so düster, wie es das von John Milton und Gustave Dorés zugehörigen Illustrationen inspirierte Konzept um gefallene Engel vorgibt. Dennoch klingt hier vieles so, als sei der alte NuJazz gar nie weggewesen: Streckenweise exzellent, nutzt sich auf Dauer manches doch sehr rasch ab. Dafür kommt die Doppel-LP mit einem Vinyl-Only-Bonustrack.

Text
Harry Schmidt
, Jazz thing 107

Veröffentlicht am unter Reviews

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