Pierrick Pédron

Kubic's Monk

(ACT/edel)

Pierrick Pédron - Kubic's Monk (Cover)Man kann Monks Kompositionen noch so sehr mystifizieren, sie mit einem Labyrinth aus dem Märchen vergleichen. Für versierte Jazzmusiker stellen sie entgegen der landläufigen Meinung alles andere als interpretatorische Schwerstarbeit dar. Trotz der bekannt bizarren Sperrigkeit verfügen dessen 71 Werke bei Lichte betrachtet über durchgängige, wenn auch regelmäßig aufgebrochene Metren, völlig logisch aufgebaute Akkordstrukturen sowie einfachste Harmonien. Worauf es dem vor 30 Jahren verstorbenen Piano-Schrat stets ankam, war die Fähigkeit der Musiker, hinter die Fassade seiner klingenden Rätsel zu blicken, quasi um die Ecke. Eine Einladung, Themen wie „Trinkle Tinkle“, „Ugly Beauty“, „We See“ oder „Evidence“ im eigenen Kopf weiterzudenken. Dass dies auch ohne Klavier funktioniert, beweist der französische Altsaxofonist Pierrick Pédron. Im klassischen Saxofon-Trio mit Thomas Bramerie (Bass) und Franck Agulhon (Drums), mitunter ergänzt durch Trompeter Ambrose Akinmusire, entwickelt sich ein angenehm entspannter, wenngleich kein megaspannender Diskurs. Ambitioniert und virtuos arbeiten Pédron und Co. die melodischen Finessen, die genialen Akkorde, manchmal sogar die Seele von einigen der elf Titel heraus. Das Beste am gewürfelten Mönch ist freilich die lockere Jam-Atmosphäre, in der niemand ein Genie auf Teufel komm raus neu erfinden will.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 96

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2024