Max Frankl

Fernweh

(Unit Records/Harmonia Mundi)

Max Frankl – Fernweh (Cover)Gerade wenn Musiker so gefragt sind wie Max Frankl, sollten sie eigentlich nicht von diesem ‚Leiden‘ befallen sein, das sich Fernweh nennt – denn es liegt in der Natur des Jobs, dass man ständig unterwegs ist. Aber so wie der prämierte 32-Jährige (ECHO Jazz 2012) da auf dem Booklet seiner CD mit der Gitarre unterm Arm am Hafen steht und womöglich einem Schiff nachschaut, das sich in warme Gefilde aufmacht, ins Ungewisse, nach Übersee, könnte man vermuten, dass er es kaum länger als ein paar Tage zu Hause aushält. Seine abenteuerlustige Musik ist beste Fernwehwerbung. Mit den Schweizern Reto Suhner (Alt- und Sopransax, Altklarinette), Dominique Giraud (Bass) und Claudio Strüby (Schlagzeug) fantasiert sich der Bayer weit weg vom Alltag. Und das Beste ist: Er nimmt uns mit. In sieben wunderbaren, dicht-verwobenen Stimmungsbildern, in denen nur anfangs mal etwas Weh- und Schwermut durchklingen, entflieht Frankl dem Trott, der einem oft die Decke auf den Kopf fallen lässt. Dabei passt er seinen Gitarrensound der jeweiligen Umgebung an, in der sich sein Quartett gerade aufhält. Echt schade, dass der Trip in die Ferne dann viel zu schnell vorbei ist und einen das graue Hier und Jetzt wiederhat.

Text
Ssirus W. Pakzad
, Jazz thing 108

Veröffentlicht am unter Reviews

Leipziger Jazztage 2024