Keith Jarrett

Creation

(ECM/Universal)

Keith Jarrett – Creation (Cover)Es gibt Aufnahmen von Keith Jarrett, auf denen er sich der Solo-Improvisation eher aus einem intuitiven, teilweise fast folkloristisch anmutenden Blickwinkel annähert. Auf „Creation“ ist das nicht der Fall. Überhaupt ist die CD insofern bemerkenswert, als es sich hier um ein virtuelles Konzert handelt, das aus vier Auftritten zusammengeschnitten wurde. Die Stücke sind allesamt unter zehn Minuten lang und damit überschaubar. Dafür wirken sie wie klassische Etuden. Jarretts Handschrift ist klar erkennbar, und doch ist es das komplette Gegenteil zum Beispiel vom „Köln Concert“. So konzentriert in der Struktur, so klar und fast grafisch konturiert hat man ihn in seinen Solo-Improvisationen selten gehört. Die ihm oft nachgesagte Inbrunst ist hier komplett zugunsten formaler Strenge aufgegeben worden. Die bewusste Auswahl aus vier unabhängigen Konzerten ordnet sich zu einer Suite, die einmal mehr große Lust an der spontanen Gestaltung, aber auch an der retrospektiven Auslese und Bewertung verrät.

Text
Wolf Kampmann
, Jazz thing 109

Veröffentlicht am unter Reviews

Leipziger Jazztage 2024