Jon Hassell

Seeing Through Sound (Pentimento Volume Two)

(Ndeya/Rough Trade)

Jon Hassell – Seeing Through Sound (Cover)Musik ist ein Fluidum, etwas Indifferentes, an dessen Verortung im Gehirn die Neurologen sich noch immer die Zähne ausbeißen. Jon Hassell arbeitet mit diesen Unschärfen der Definierbarkeit. Für ihn sind Melodie, Textur, harmonische Spannung und vermeintliche Linearität der gestalterischen Entwicklung derart gleichwertig, dass die neun Klangskizzen von „Seeing Through Sound“ mehr Installationen als Kompositionen ähneln. Elektronische Motive irrlichtern zu wechselnden Pulsen durch den Raum, manchmal streut der 83-jährige Trompeter, zumeist mit Harmonizer verfremdet, vervielfältigte Tonschichtungen in das Gefüge. Manches atmet, anderes wogt, viel unterschiedlich kontrastreicher Hall gliedert die Zusammenhänge. Minimalismus ist das falsche Wort, dafür kommuniziert er zu viel beiläufig in seine Musik. Trotzdem hört man nur Nötiges, als Raumklangskulptur, die sich von den Lautsprechern aus ausdehnt.

Text
Ralf Dombrowski
, Jazz thing 135

Veröffentlicht am unter Reviews

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