Jill Scott

Woman

(Atlantic/Warner)

Jill Scott – Woman (Cover)„Who Is Jill Scott?“ fragte die Sängerin aus Philadelphia im Jahr 2000 auf ihrem so betitelten Debütalbum, das heute als Klassiker des Neo-Souls gilt. Seither hat Jill Scott nur sporadisch Alben aufgenommen: Ihre Schauspielkarriere, das Leben und ein Rechtsstreit mit ihrer ehemaligen Plattenfirma kamen immer wieder mal dazwischen – und lieferten zudem reichlich Stoff für die Songs ihres fünften Studioalbums, das gewissermaßen auch die Antwort auf die vor 15 Jahren gestellte Frage liefert. Scott zelebriert die selbstbewusste, afroamerikanische Frau, die „prepared“ ist für die Unwägbarkeiten des Lebens, die es satt hat, nach „Fool’s Gold“ zu jagen und die einen Taugenichts auch schon mal morgens ohne Frühstück durch die Hintertür nach draußen befördert, als „Closure“ einer verkorksten Beziehung. Der Gegenentwurf zum unterwürfigen Frauenbild, wie es im HipHop und R&B auch anno 2015 noch oft zu finden ist. Musikalisch reicht die Bandbreite von üppig arrangierten Aretha-Franklinesken Deep-Soul-Balladen und forschen 60s-Soul-Stompern bis hin zu soundtechnisch upgedatetem Quiet Storm und Neo-Soul- und -Funk. Etwas mehr musikalischen Wagemut würde man sich manchmal wünschen, aber Scotts starke Vocals machen das wett.

Text
Guido Halfmann
, Jazz thing 110

Veröffentlicht am unter Reviews

GESOBAU Jazz&Soul Award 2024