First Strings On Mars

Last Call

(ACT/edel)

First Strings On Mars – Last Call (Cover)Die Geige im Jazz ist seit etlichen Jahren kein Orchideenthema mehr. Zur Riege der Erneuerer stößt jetzt mit dem Passauer Florian Willeitner ein klassisch Ausgebildeter, der von Anfang an die Geige als ein Weltinstrument begriffen hat, in den Streichtraditionen anderer Kulturen heftig herumschnüffelt. Mit zwei österreichischen Seelenverwandten, Bassist Georg Breinschmid und der „zweiten Geige“ Igmar Jenner, vereint er hier kosmopolitischen Ansatz mit delikater, seelenvoller Virtuosität und hellen Humorfünkchen. Und so mag man im „Novemberlicht“ die Strahlkraft skandinavischer Fiddletradition heraushören. Die Aura des Teufelsgeigers bis hin zur geräuschhaften Ekstase verbreitet sich in „Brazil Imported“, während die „Dark Romance“ barocke Arpeggien in eine Schauermär überleitet. Auch eine Nähe zum Pop wird nicht gescheut, wenn das Trio etwa aus Stings Ballade „Fragile“ eine beredte Erzählung mit Pizzicato-Umspielungen macht, „The Green Wind“ dagegen ist Folksong-Seligkeit pur. Breinschmid wechselt sich mit dem jungen Kollegen in der Urheberschaft ab, seine „Reminiscence“ trägt bluesige Färbungen und komplexe Jazzharmonik hinein, der „Swindler“ dreht die austriakische Ländler-Tradition durch die Mangel. Ein grandioses Fest des hölzernen Sounds, warm und wild.

Text
Stefan Franzen
, Jazz thing 137

Veröffentlicht am unter Reviews

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