Cowboys From Hell

Big Fish

(Double Moon/Challenge)

Cowboys From Hell - Big FishAlso, wie Cowboys sehen die drei nicht gerade aus. Eher wie verwegene Partyhengste, die ihren Spaß haben wollen, komme da, was wolle. Und vom Jazz oder dem, was wir heute immer noch darunter verstehen, ist ihre Musik so weit entfernt wie die europäische Schuldenkrise von einer Lösung. Laut Bio soll Saxofonist Christoph Irniger sein Handwerk an den Jazzschulen von Zürich und Luzern gelernt sowie bei Mark Turner und Dave Liebman Unterricht genommen haben. Der Konsequenz nach zu schließen, mit der er in fremden Revieren wildert, muss dies in einem anderen Leben gewesen sein. Irniger, Bassist Marco Blöchlinger und Drummer Chrigel Bosshard gehen mit dem Nachfolge-Album von „Monster Rodeo“ munter auf Genre-Jagd und machen – um im Cowboy-Bild zu bleiben – dabei keine Gefangenen. Knatternder Funk, donnernder Rock, lärmende Impros, flirrende Elektronik, brachiale Grooves, ein bisschen Race Against The Machine, ein wenig Massive Attack und ein Hauch von Pantera: Die Cowboys From Hell sind Energie pur, spielfreudige Spaßgesellen und mitunter sogar ziemlich originell. Wer die virile Schweizer Gang jedoch einmal auf der Bühne erlebt hat, wo sie pausenlos Saalschlachten anzettelt und Hallendächer abdeckt, der fragt sich allen Ernstes, welchen Sinn ein Studioalbum bei ihnen macht. Der wirklich große Fisch geht den Cowboys nämlich nur live ins Netz.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 93

Veröffentlicht am unter Reviews

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