Anna Lauvergnac

Coming Back Home

(Alessa Records/Membran)

Anna Lauvergnac – Coming Back Home (Cover)„Ich muss in Bewegung bleiben. Ich muss wissen, was hinter dem Horizont passiert“, hat Anna Lauvergnac irgendwann für sich festgestellt: „Deshalb ist mir an einem bestimmten Punkt in meinem Leben klar geworden, dass mir Bewegungsfreiheit wichtiger ist als die Sicherheit eines Zuhauses. So löste ich meine Wohnung in Wien auf und zog in die Welt.“ Es ist ja nicht so, dass die Sängerin nicht schon vorher viel herumgekommen ist. Geboren und aufgewachsen in Triest, neben einem Psychologiestudium in verschiedenen Bars gekellnert, später Gesangsstudium in Graz, dann feste Vokalistin beim Vienna Art Orchestra. Musikalisch hat sie mittlerweile ihr Nomadenleben aufgegeben, glaubt man dem Titel ihrerneuen CD „Coming Back Home“, die zweite mit ihrem paneuropäischen Quartett mit Claus Raible (Piano), Giorgos Antoniou (Bass) und Steve Brown (Drums). Die Rhythmusgruppe legt ihr aber nicht nur einen jazzmusikalischen Teppich aus. Vielmehr schmiegen sich Lauvergnacs weich rauchiges Timbre, ihre geschmeidige Altstimme und ihre nonchalante Phrasierung in das swingende Umfeld. Und Raible findet auf dem Flügel stets den richtigen Ton, den es braucht, um das Expressive, das Emotionale aus ihrer Altstimme hervorzulocken und zu unterstreichen, gleichgültig, ob in einem Klassiker aus dem „Great American Songbook“ wie etwa „You‘re My Thrill“ oder in einem der vier Originals. Der Titelsong ist dann ganz am Schluss. Eine schlichte Melodie, eine einfache harmonische Kadenz, ein dezenter Rhythmus, ein berührender Text: Klang, der tief in die Seele eindringt. Mehr braucht es nicht, damit Anna Lauvergnac zuhause ankommt.

Text
Martin Laurentius
, Jazz thing 104

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2025