RIP: Hal Galper
Hal GalperDer Hal-Galper-Effekt ist eine spieltechnische Eigenheit, die der amerikanische Pianist Hal Galper für sein Ausdrucksrepertoire als Jazzmusiker entwickelt hat. Unter dem Einfluss der Free-Jazz-Experimente von Ornette Coleman hat er nach Möglichkeiten gesucht, im Flow der Improvisation sowohl rhythmisch als auch harmonisch und melodisch rubato zu spielen. „Das Rubato-Konzept lässt Galper und seine Musiker freie Hand im Umgang mit Rhythmik, Harmonik und Melodik“, hat der amerikanische Kritiker Dan McClenaghan dieses Konzept einmal beschrieben: „Sie dehnen diese Parameter wie ein Gummiband und lassen es flutschen und fliegen.“ Galpers Wunsch mit diesem Konzept war es vor allem, adäquat das Lyrische und Melodische im zeitgenössischen Jazz herauszustellen.
Galper wurde 1938 in Salem, Massachusetts, geboren. Als Kind hatte er klassischen Klavierunterricht, bevor er das Jazzpiano entdeckte. Von 1955 bis 1958 studierte er an der Berklee School Of Music in Boston, zudem nahm er Unterricht bei Jaki Byard und Herb Pomeroy, in dessen Band er dann auch spielte. Seine ersten Profijobs hatte er in den Bands von Chet Baker und Stan Getz, zudem machte er sich schon früh einen Namen als sensibel agierender Pianist für Sänger/-innen wie Joe Williams oder Anita O’Day. 1969 holte ihn Randy Brecker ins Studio, der mit dem Pianisten sein Debütalbum „Score“ aufnahm, in den 1970ern war Galper dann in der Band von Julian Cannonball Adderley zu hören, spielte mit John Scofield dessen Album „Rough House“ ein und arbeitete lange mit Phil Woods zusammen.
Galper veröffentlichte mehr als 30 Alben unter eigenem Namen – wie zum Beispiel „The Guerilla Band“ 1971 und „Reach Out!“ 1977 mit den beiden Brecker-Brüdern Randy und Michael. Später war das klassische Jazz-Piano-Trio die Besetzung seiner Wahl. Mit dem mit Jeff Johnson (Bass) John Bishop (Drums) aufgenommenen Album „Furios Rubato“ zelebrierte er geradezu den nach ihm benannten Effekt. Als Jazzpädagoge war er Mitgründer der „New School For Jazz And Contemporary Music“ in New York. „Die meisten Probleme beim Jazzspielen sind Wahrnehmungsprobleme“, war Galper überzeugt: „Deshalb muss man zuerst seine Denkweise ändern, bevor man sein Spiel verändern kann.“ Mit diesem Ansatz im Kopf verfasste er das Lehrbuch „Forward Motion. From Bach To Bebop. A Corrective Approach to Jazz Phrasing“, sein „The Touring Musician: A Small Business Approach to Booking Your Band on the Road“ ist wiederum ein praktischer Leitfaden für die Organisation der Arbeit von Profi-Musiker/-innen. Am 18. Juli ist Harold „Hal“ Galpler 87-jährig in Cochecton, New York, gestorben.
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