Elbphilharmonie: Afrofuturism

Sons Of KemetSons Of KemetDer Begriff des Afrofuturismus ist im kulturellen Diskurs mittlerweile fest verankert und steht für Zukunftsvisionen, die Konzepte gegen Rassismus und Ausgrenzung und für schwarze Selbstermächtigung liefern. „Afrofuturismus ist mehr als schwarzer Science Fiction, es ist ein Universum aus Kunst, Musik, Literatur und Kultur, das Gegenentwürfe zu präsenten Gesellschaftsmodellen bietet, mit schwarzen Menschen im Mittelpunkt.“ So erklärt es die eritreische Antirassimus-Trainerin Adyam Tesfamariam im Interview mit der Elbphilharmonie Hamburg, die dieses Universum in einer losen Folge von sechs Konzerten zwischen dem 14. August bis zum 14. November abbildet.

Natürlich kann in einer solchen Konzertreihe das Sun Ra Arkestra nicht fehlen, in dem der mittlerweile 98-jährige Marshall Allen das Erbe des 1993 verstorbenen Sun Ra weiterführt. Sah Sun Ra als einer der Pioniere des Afrofuturismus die Erde noch als einen Ort, auf dem Schwarze nicht überleben könnte,n und projizierte schwarze Zukunftserlösung ins Weltall, hat der heutige Afrofuturismus im Gegenteil viel mit dem Empowerment auf unserem Planeten zu tun. Heutige Musiker*innen und Bands, die sich dem Genre verschrieben haben und in der Elbphilharmonie auftreten werden, berufen sich aber immer noch auf den zentralen Punkt in Sun Ras Werk: dem Widerstand durch Imagination, wie es Tesfamariam zusammenfasst.

Mit den Sons Of Kemet sind Sun Ras Londoner Erben eingeladen, die das afrofuturistische Konzept auf westafrikanische und karibische Klänge weiten. Die Komponistin, Klarinettistin, Pianistin, Sängerin und DJ Angel Bat Dawid vereint mit ihrer Band Tha Brothahood in ihrem spirituellen Jazz Tanz, Meditation und Improvisation. Der Trompeter Christian Scott aka Chief Xian aTunde Adjuah bringt den Begriff „Stretch Music“ ins Spiel und verarbeitet Einflüsse aus modalem Jazz, Hardbop, Fusion, Post-Rock, Elektronik und HipHop. Ravi Coltrane wird sich im Quintett mit seiner „Cosmic Music“ dem Vermächtnis seiner Eltern John und Alice widmen. Und mit Theo Croker ist ein zweiter afrofuturistischer Trompeter zu Gast, der sein Album „BLK2LIFE // A Future Past“ vorstellen wird: die Geschichte eines Helden, der über ein Verständnis der Vergangenheit seine Zukunft bestimmt.

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Afrofuturismus

Text
Stefan Franzen
Foto
Udoma Janssen

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