Editorial 140

Liebe Leserinnen und Leser,

116: Das ist glücklicherweise nicht die 7-Tageinzidenz zum Redaktionsschluss, sondern die Seitenanzahl dieser Ausgabe von Jazz thing – eine Steigerung von immerhin 16 Prozent, über die wir uns in diesem Fall sehr freuen und die uns vorsichtig optimistisch in die Zukunft schauen lässt. Möglich wurde dies nicht zuletzt, weil es endlich wieder mehr Konzerte und Festivals anzukündigen und zu bewerben gibt – einen herzli­chen Dank und größten Respekt an alle Veranstalter*innen, die in diesen unsicheren und von Einschränkungen geprägten Zeiten den unternehmerischen Mut aufbringen, wieder Livekultur zu ermöglichen.

Kenny Garrett (Foto: Arne Reimer)Persönlich freue ich mich auch sehr über unsere Titelstory mit Kenny Garrett (S. 50-52), denn er ist eine echte Integrationsfigur im Jazz zwischen Mainstream und Modern, jung und alt, Spiritual, Free & Funk. Im Interview geht es natürlich auch um Miles Davis und um das Album „On The Corner“, das bei der Veröffentlichung 1972 auf viel Ablehnung stieß, dann aber Jahrzehnte später via HipHop und Drum & Bass von jüngeren Generationen wiederentdeckt wurde und endlich die ihm gebührende Wertschätzung erhielt. Wie Vergangenes im Laufe der Jahre immer wieder neu bewertet wird und in welchem Verhältnis Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stehen, ist ein zentrales Thema des Artikels von Wolf Kampmann.

Pablo Held (Foto: Nancy Ebert)Der Kölner Pianist Pablo Held ist in dieser Ausgabe nicht nur durch seine Konversation mit dem Gitarristen Bill Frisell (S. 74-77) vertreten: Er wird auch mal wieder selbst zum Gegenstand eines Artikels (S. 36/37). Anlass ist sein erstes Piano-Soloalbum, für das er noch dazu ein eigenes Label gegründet hat. Wie so vieles, wurde auch dieses Album aus einer Not heraus geboren – denn das eigentlich geplante Quartett­album konnte wegen der Corona-Einschränkungen nicht aufgenommen werden. So ist „Embracing You“ ein Beispiel dafür, dass in der Lockdown-Zeit auch viel entstanden ist, das es ohne Corona so nie gegeben hätte – Kunst ist eben immer auch Ausdruck ihrer Zeit. Das Quartett-Album hätte uns allerdings auch sehr interessiert…

Wir wünschen Ihnen einen kulturrei­chen Spätsommer und Herbst – und viel Freude mit dieser Ausgabe!

Axel Stinshoff
Chefredakteur Jazz thing & Blue Rhythm

Text
Axel Stinshoff
Foto
Arne Reimer, Nancy Ebert

Veröffentlicht am unter 140, Heft

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