Nick Dunston

Amorphe Skulpturen

Skultura (Fun In The Church/Bertus) hat der 1996 in Washington geborene und seit 2020 in Berlin lebende Nick Dunston sowohl sein neues Album als auch seine Band betitelt. Mit diesem Neologismus wollte der Kontrabassist und Komponist auch und gerade auf das Besondere seiner Musik hinweisen.

Nick Dunston (Foto: Gaya Feldheim-Schorr)

„Man weiß sofort, dass mit diesem Begriff auch ‚Skulptur‘ gemeint ist, gleichzeitig hat er etwas Uneindeutiges, sodass er die perfekte Metapher ist für die hybride Musik“, erklärt Dunston.

„Als ich die Band gegründet habe, war es tatsächlich mein Plan, amorphe Klangskulpturen zu schaffen – wie ein richtiger Bildhauer, der aus einem Stück Holz oder einem Stein eine Figur meißelt.“

Zu Dunstons Skultura-Ensemble gehören die Vokalistin Cansu Tanrıkulu, Liz Kosack am Synthesizer, die Schlagzeugerin Mariá Portugal und der Saxofonist und Klarinettist Eldar Tsalikov. Er selbst ist nicht nur auf dem Kontrabass zu hören, sondern spielt auch Banjo und singt, zudem samplet er die Musik oftmals in „real time“. Alle Musiker/-innen sind, wie der Leader, in Deutschland lebende Expats, die sich in den verschiedenen Ausprägungen einer musikalischen Avantgarde eingerichtet haben.

Das kompositorische Konzept der sechs Stücke von „Skultura“ greift das Uneindeutige des Namens auf, in dem es die Musik einem ständigen Prozess der Veränderung aussetzt. Dunstons Kompositionen sind das Material, mit dem er ins Studio geht, um es von den Musiker/-innen einspielen zu lassen. Aber erst in der Post-Production-Phase wird er zum Klangskulpteur, wenn er die Aufnahmen bearbeitet und ihnen jeweils die Form gibt.

Der Kreis schließt sich, wenn Skultura die Musik Dunstons live aufführt, um auf der Bühne die Sonic-Art der Platte aufzubrechen und in etwas Neues, so zuvor noch nicht Gehörtes zu transformieren. „Für mich ist Jazzmusik oder ‚Black American Music‘ stets im freien Fall“, ist der Afroamerikaner Dunston überzeugt: „Sie ist ständig in Bewegung und lässt sich nicht mehr wirklich kontrollieren. Dabei hat man aber das Gefühl, regelrecht überzusprudeln vor Lebendigkeit.“

Text
Martin Laurentius
Foto
Gaya Feldheim-Schorr

Veröffentlicht am unter 150, Feature, Heft

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