Mamas Gun

Den Siebzigern so nah

Sie müssen in der falschen Dekade gestrandet sein! In der Musik von Mamas Gun tauchen die 70er-Jahre in all ihren schillernden Facetten auf. Das Quintett klingt so gar nicht nach den grauen Gestaden der Britischen Inseln, vielmehr scheint die Leichtigkeit der US-amerikanischen Westküste durch. Den Einfluss des sonnendurchfluteten Softrocks von Steely Dan und den Doobie Brothers verleugnen die Londoner nicht. Manche hören bei Mamas Gun auch Fleetwood Mac heraus, andere Stevie Wonder – die Seventies sind nie fern.

Mamas Gun

„Gleich der erste Song unseres neuen Albums ist unser ‚Mission Statement‘“, sagt Keyboarder ­Dave Oliver. „Es hat diesen warmen, einladenden Wiedererkennungseffekt. So verdeutlichen wir, dass wir uns auf Soul und klassischen R&B beziehen.“

Das vierte Album der Band, „Golden Days“ (Légère Recordings/Broken Silence), ist das erste mit neuer Rhythmusgruppe, die sich nun um den alten Bandkern aus Oliver, Gitarrist Terry Lewis und Sänger, Komponist und Bandleader Andy Platts schart. „Lange Jahre haben wir verschiedene Besetzungen ausprobiert“, sagt Platts, dessen Falsettgesang diesen funk­elnden Retrosongs ihren Glanz verleiht. „Das jetzige Line-Up ist das beste bislang.“

In Südostasien sind Mamas Gun übrigens längst Stars, in Japan waren sie 2009 gar der meistgespielte Act im Radio – noch vor Madonna. In der Heimat ist da noch Luft nach oben. Vielleicht vermag „London Girls“ das zu ändern. Andy Platts dazu: „Ich wollte ein Stück mit London im Titel schreiben. Einen Song, der die starken Frauen der Stadt noch stärker macht.“

Text
Jan Paersch

Veröffentlicht am unter 122, Feature, Heft

Deutscher Jazzpreis 2024