RIP: Louis Moholo
Louis MoholoDass Louis Moholo zuletzt seinen Nachnamen zweifach führte, ist kein Spleen des südafrikanischen Schlagzeugers gewesen, sondern hat tatsächlich eine tiefere Bedeutung. Moholo ist ein Wort aus der südafrikanischen Bantusprache Sesotho und bedeutet ins Deutsche übersetzt soviel wie „groß, alt“. Verdoppelt man Moholo und fasst es schriftlich als Moholo-Moholo zusammen, so steigert sich auch die Wortbedeutung in „sehr groß, sehr alt“ – passend für einen nunmehr 85 Jahre alten Mann. Im März 1940 kam Moholo im südafrikanischen Kapstadt zur Welt. Bereits als Teenager machte er sich dort einen Namen als Schlagzeuger, über Ronnie Beers The Swinging City Six und den Jazz Ambassadors um Cups Nkanuka kam er zum legendären Sextett The Blue Notes, das der weiße Pianist Chris McGregor Anfang der 1960er-Jahre gegründet hatte.
Einen Festivalauftritt im französischen Antibes nahmen die sechs Südafrikaner 1964 zum Anlass, dem Apartheid-Unrechtsregime in ihrer Heimat den Rücken zu kehren und in Europa zu bleiben. Über Zürich zogen The Blue Notes in die britische Hauptstadt London, wo die sechs die englische Szene stark inspirierten. Moholo spielte später Schlagzeug bei McGregors Brotherhood Of Breath, arbeitete unter anderem mit dem englischen Pianisten Keith Tippett zusammen und veröffentlichte 1978 sein Debütalbum „Spirits Rejoice“. Mit seinem Dedication Orchestra setzte er sich in den 1990ern mit der Musik der Blue Notes und der Brotherhood Of Breath aus seiner Perspektive auseinander.
Sein Sound auf dem Schlagzeug war einzigartig und deshalb bei vielen Vertreter/-innen des freien Jazz beliebt. Moholo verband in seinem Spiel die jumpenden Grooves des Cape Jazz seiner Heimat mit dem flirrenden Pulsieren des Free Jazz, wodurch die Musik eine Leichtigkeit und Lebendigkeit bekam. Die Liste der Namen seiner Kooperationspartner/-innen war lang. In den zurückliegenden Jahrzehnten spielte er zum Beispiel mit Steve Lacy, Roswell Rudd, Irène Schweizer, Peter Brötzmann, Enrico Rava, Derek Bailey, John Tchicai oder Evan Parker. 2005 kehrte Moholo aus dem Exil nach Südafrika zurück, im Jahr zuvor zeichnete ihn Südafrikas damaliger Präsident Thabo Mbeki mit dem „National Order Of Ikhamanga In Silver“ für seine Verdienste als Jazzmusiker und Anti-Apartheid-Aktivist aus. Der Autor erlebte den Schlagzeuger zuletzt beim Jazzfest Berlin vor zehn Jahren im Quartett mit Alexander Hawkins (Piano), Jason Yarde (Saxofon) und John Edwards (Bass). Am 13. Juni ist Louis Tebugo Moholo im Alter von 85 Jahren gestorben.