Berlin: Somehow We Can

KaleidoskopKaleidoskopDas Solistenensemble Kaleidoskop erkundet am 22. Juni im Berliner Radialsystem mit „Somehow We Can“ die Vielschichtigkeit der Gattung Streichquartett. Kuratiert vom US-amerikanischen Komponisten Ethan Braun versammelt das Projekt Stücke, die die Flexibilität und Relevanz dieser Gattung unter Beweis stellen. Sie zeigen das Streichquartett als lebendiges, komplexes Beziehungsgeflecht, als kollektiven Ausdruck von Kunst und Gesellschaft. Mit Gespür für klangliche Vielfalt, kulturelle Kontexte und musikalische Eigenwilligkeit sind elf Stücke zusammengestellt, die das Streichquartett nicht nur inhaltlich, sondern auch formal weiterdenken. Die Kompositionen reichen von Dekonstruktion und Improvisation bis hin zu intensiver Klangforschung und poetischer Intimität. Dabei lässt das Programm auch Stimmen hörbar werden, die im Kanon der Neuen Musik, musikalischen Avantgarde und des Jazz oftmals marginalisiert sind, etwa von BiPoC- und LGBTQ+-Komponisten*.

Alvin Singletons „Somehow We Can“, das dem Programm seinen Namen gibt, Yuri Umemotos „Fluffy Pink!“ und Sarah Davachis „Icon Studies II“ stehen exemplarisch für den Abend. Singleton ist einer der profiliertesten, afroamerikanischen Komponist/-innen, dessen Musik in Europa bislang selten aufgeführt wird. Umemoto, ein junger Komponist aus Japan, bringt mit „Fluffy Pink!“ eine radikal Perspektive ins Programm: spielerisch, überzeichnet, inspiriert von der Ästhetik der Anime- und Otaku-Kultur. Davachis „Icon Studies II“ hingegen transformiert mikrotonale Nuancen zu monumentalen Klangstrukturen, die die Wahrnehmung von Zeit und Raum herausfordern. Zudem gibt es mit „Sixfivetwo“ von Henry Threadgill und dem „String Quartet Nr. 17“ von Wadada Leo Smith zwei Kompositionen von arrivierten, afroamerikanischen Improvisationskünstlern.

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„Somehow We Can“

Text
Maxi Broecking
Foto
Sonja Müller

Veröffentlicht am unter News