Wer früher Avant-Funk- und Post-Punk-Bands wie Rip, Rig & Panic, Pop Group oder Pigbag hörte, für den sollten auch diese Londoner vertraut klingen. Hervorgegangen aus dem Free-Impro-Jazz-Ensemble Acoustic Ladyland spielt der Saxofonist Pete Wareham (auch Polar Bear) seit 2012 mit fünf weiteren, darunter der inzwischen ausgestiegene Shabaka Hutchings, als Melt Yourself Down einen frenetischen Art-Funk. Selbst ihr Wechsel vom Indie The Leaf zum Major Decca hindert die Band nicht daran, ihre schwindelerregende, extrem rhythmische Intensität noch zu steigern. In seiner Schnelligkeit klingt das oft recht apokalyptisch, was sich auch in den Texten ausdrückt, wenn Sängerin Kushal Gaya in „Every Single Day“ über die Giftigkeit von Social-Media-Plattformen, oder im Opener „Boot And Spleen“ die düstere Geschichte des britischen Kolonialismus reflektiert. Zum Ende wird „100% Yes“ mit dem Titelsong dann doch noch optimistisch und lässt darauf bauen, dass aller Aufregungen in Britannien zum Trotz die Hoffnung eine Chance bekommt.
Text
Olaf Maikopf
Ausgabe
, Jazz thing 133
Veröffentlicht am 07. Aug 2020 um 10:01 Uhr unter Reviews
/* php _e( 'Comments are closed.', 'boilerplate' ); */ ?>