Zara McFarlane

Die Neue

Zara McFarlaneDie sehr sympathische und zwei Tage nach ihrem fantastischen Auftritt unter freiem Himmel und mit dem Meer im Hintergrund, im Theatre De La Mer in Sète beim diesjährigen Worldwide Festival, immer noch strahlende Zara McFarlane überrascht beim Gespräch kurz vor ihrer Abreise zurück nach London zunächst mit einer eher selten gehörten Inspirationsquelle:

„Ich mochte Musicals sehr, studierte diese regelrecht, als ich ein junges Mädchen war – von einem Jazzstandard-Standpunkt aus gesehen, denn die meisten der Musical-Songs sind Jazzstandards sehr ähnlich. Dann kam ich während meines Studiums mit einer Gruppe namens Tomorrow’s Warriors zusammen, aus denen dann die Jazz Warriors und auch Courtney Pine hervorgingen.“

Eine süßliche, samtweiche Stimme, die bei der Liveinterpretation von „Night And Day“ auch mal kurz an Billie Holiday erinnert, umgeben von den Menschen, die dem britischen Jazz vor gut zwanzig Jahren bereits einen neuen Kick gaben: Zara McFarlane singt auf ihrem Debütalbum „Until Tomorrow“ (Brownswood/Groove Attack) nun lupenreinen Vocal Jazz und kann so sicherlich bald mitschwingen auf der neuen Welle des gesungenen Jazz, zusammen mit Nailah, Gregory Porter oder José James. Allen gemeinsam ist die musikalische Offenheit trotz genau definierter Vorliebe. Manche der Stücke des Albums waren zunächst als Housetracks zusammen mit dem Produzenten Bopstar aufgenommen worden. „Wir schrieben die Lyrics zusammen, ich nahm aber dann noch meine Jazzversionen davon auf.“

Andere, wie die stärksten und zugleich eingängigsten Stücke „Mama Done“, „More Than Mine“, „Blossom Tree“ und „Until Tomorrow“, waren von Anfang an Jazzsongs erster Güte und stammen aus der Feder von Zara McFarlane selbst. Mit der Verneigung vor der Geschichte, aber einem kräftigen und selbstsicheren Blick nach vorn. Und einer sehr vom Herzen kommenden Liveperformance, sie überzeugte unter den Sternen Südfrankreichs durch die unüberseh- und -hörbare Verschmelzung von Musik und Stimme. 2008 war es José James, der via Brownswood Recordings seinen Weg in die Topliga der Jazzsänger startete, drei Jahre später nun ist es an der Zeit, einem weiteren jungen und großen Talent die Bühne zu übergeben. Ladies & Gentlemen, please give a warm welcome to Miss Zara McFarlane!

Text
Michael Rütten

Veröffentlicht am unter 90, Feature, Heft

Deutscher Jazzpreis 2024