Schwere Kost? Nicht unbedingt. Der amerikanische Pianist Bill Carrothers und der französische Cellist Vincent Courtois suchten in den La Buissonne Studios nach Melodien, nach Stimmungen und vor allem nach Schnittstellen. Ein kammermusikalisch ausgerichtetes Duo, bei dem der Mann am Klavier in eine modernere Jazzrichtung drängt, während das Cello aus seinem angestammten klassischen Wurzelwerk heraus operiert. Natürlich wurden die beiden fündig, schufen Intermezzi über klassische Jazzstandards wie „Deep Night“ und „Isfahan“ oder Egberto Gismontis „Agua & Vinho“ und kreierten eine melancholische Improvisation, die dem Album den Titel gab. Aber die Parität kommt in vielen Fällen zu kurz. Wenn Courtois zu seinen melodischen Linien auf einem Bogenstrich ansetzt, bleibt Carrothers nur die Rolle des Begleiters. Dabei gibt es durchaus Momente, die eine Richtung aufgezeigt hätten: „The Icebird“ zum Beispiel oder der wunderschön bluesgetränkte Joni-Mitchell-Klassiker „Circle Game“, bei dem der Pianist endlich entfesselt agiert. Schade, wieder eine Chance vertan, all die unseligen Crossoverklischees auszumerzen.
Text
Reinhard Köchl
Ausgabe
, Jazz thing 142
Veröffentlicht am 17. Feb 2022 um 07:59 Uhr unter Reviews
/* php _e( 'Comments are closed.', 'boilerplate' ); */ ?>