Kunst & Jazz: El Anatsui

El Anatsui's Record Collection„El Anatsui’s Record Collection“Das New Yorker Bard College hat die Ehrendoktorwürden 2024 bekannt gegeben. Im Bereich „Kunst“ ging die Auszeichnung in diesem Jahr an den ghanaischen Künstler El Anatsui. 2015 wurde Anatsui auf der Kunstbiennale in Venedig mit dem „Goldenen Löwen“ für sein Lebenswerk ausgezeichnet, 2023 vom „Time Magazine“ in der Top 100 der einflussreichsten Menschen des Jahres gelistet. Der 1944 geborene El Anatsui ist bekannt für seine großformatigen Skulpturen und Wandteppiche aus gefundenen Materialien, wie Kronkorken, die in Museen weltweit gezeigt werden. Er ist auch Musiker und spielte als Student Trompete in einer Jazzband, die als Vorgruppe für Fela Kuti auftrat. Neben seiner Karriere als Künstler hat er eine umfangreiche Plattensammlung mit unter anderem Musik von Kuti, Gladys Knight, Manu Dibango, King Sunny Ade, Tony Allen und Aretha Franklin. In der „Efie Gallery“ in Dubai wurde unter dem Titel „Music, Change and Re-Invention“ jetzt zum ersten Mal ein Teil seiner Sammlung öffentlich gezeigt, gemeinsam mit frühen Skizzen Anatsuis von Songtexten, Musiktiteln und Gedichten aus seiner Zeit als Jazztrompeter.

Anatsui sagte in einem Interview mit der Zeitschrift „ARTnews“ über seine Beziehung zu Musik und zum Jazz, dass er nach seiner jahrzehntelangen Kunstpraxis der Abstraktione eine Verbindung zwischen beiden Bereichen sehe. Für ihn sei die Musik die abstrakteste aller Künste, da sie die reinen Klangelemente nutze, um etwas zu erschaffen – so wie er als Bildhauer mit den Materialien, mit denen er arbeite. Musik bringe ihn zu bildhauerischen Ideen, wie bei seinem Werk „Keyboard Of Life“, einem seiner metallischen Tapisserien von 2021.

„Eine Tastatur“, so Anatsui, „ist wie ein Feld, auf dem sich die Finger linear (in Melodien) oder in Gruppen (in Harmonien) bewegen. Das ist vergleichbar mit einer Solo-Studiostimme in der Kunst oder mit einer Gruppe von Stimmen, die den Künstler unterstützen – sie heben einen quasi in die Höhe. Das ist das Gefühl, das man bekommt, wenn man „Amazing Grace“ hört, das Aretha Franklin nach vielen Jahren wieder mit dem Chor aufnahm, mit dem sie begonnen hatte. Man konnte fast eine Art Kühnheit spüren, die ihr die vielen Stimmen verliehen, als sie über deren mächtiger Klangwelle schwebte. Bei meiner Arbeit mit meinen vielen Assistenten gibt es immer wieder solche Szenarien.“ Fela Kuti sei wichtig gewesen, seine Haltung des Hinterfragens, Experimentierens und der Suche nach neuen Bedeutungen in alten Ideen habe einen großen Einfluss auf seine eigene künstlerische Praxis gehabt. Wenn er Materialien begegne, denke er daran, was sie können und was noch nicht erforscht wurde, und versuche, es zu erkunden. Das sei für ihn die Freiheit, in der Musik und in der Kunst, die wesentlich sei, um die Welt zu verändern.

Weiterführende Links
Bard College

Text
Maxi Broecking
Foto
Efie Gallery / Moz Photography

Veröffentlicht am unter News

Leipziger Jazztage 2024