Neue Rollins-Biografie: Saxophone Colossus

„Saxophone Colossus“„Saxophone Colossus“92 Jahre alt ist der am 7. September 1930 in Harlem, New York, geborene Theodor Walter „Sonny“ Rollins, 2014 hat sich dieser tatsächlich legendäre Tenorsaxofonist aus seinem Kräfte zehrenden Arbeitsleben als Jazzmusikers in den Ruhestand verabschiedet. Rollins gilt heutzutage als letzter, noch lebender Pionier des modernen Jazz, der mit der ersten Generation der Bebop-Revoluzzer gespielt hatte – wie zum Beispiel mit den Pianisten Thelonious Monk und Bud Powell. Über den Musiker Sonny Rollins weiß man viel, seine Vita ist ebenso gut dokumentiert und erforscht wie seine Diskografie. Doch über den Menschen Sonny Rollins weiß man wenig, weil er zeitlebens als eher verschlossen und nicht sehr zugänglich galt. Diese Lücke will eine kürzlich erschienene Biografie über den Saxofonisten schließen: „Saxophone Colossus – The Life And Music Of Sonny Rollins“ des amerikanischen Musikjournalisten Aidan Levy.

Levy hat in den vergangenen Jahren mehr als 200 Stunden Gespräche mit Rollins aufgezeichnet, die er für sein Buch transkribiert und ausgewertet hat. Zudem hat er zahlreiche Freund/-innen und Weggefährt/-innen interviewt. Diese Gespräche und Interviews hat er auch zur Grundlage für ein differenziertes Bild des Menschen Sonny Rollins gemacht, das bislang nur wenigen bekannt sein dürfte. In zwei Teile hat Levy seine Biografie aufgeteilt. Im ersten Part erzählt er Lebensgeschichte und Vita Rollins‘, von seiner Kindheit und Jugend in Harlem, New York, wo er als Sohn von aus der Karibik eingewanderten Eltern aufwuchs und erst mit dem Klavier- und später dem Saxofon-spielen begann, über seine Zeit an der Seite zum Beispiel von Miles Davis und seine epochalen Leader-Platten „Saxophone Colossus“ 1956 oder „Freedom Suite“ 1958 bis hin zu den letzten Jahrzehnten seiner Karriere als Jazzmusiker.

Im zweiten Teil thematisiert Levy persönliches und geht unter anderem auf Rollins‘ Heroinsucht in den 1950er-Jahren ebenso ein wie auf die Art und Weise, wie dieser von der Droge wieder loskam. Einen breiten Raum nimmt darin Rollins‘ politische Haltung ein, mit der er sich nicht nur Freunde gemacht hat. Rollins spricht unter anderem darüber, wie die Kritik der in der Regel eher konservativen US-amerikanischen Jazzpresse dieser Zeit dazu führte, dass seine Plattenfirma Riverside Records die auch politisch intendierte „Freedom Suite“ in „Shadow Waltz“ umbenennen musste. Und Rollins erläutert noch einmal mit eigenen Worten, wie es dazu kam, das er zwischen 1959 und ‚61 ganz aus der Jazzszene ausstieg, um täglich auf den Stufen der Williamsburg Bridge in New York unter freiem Himmel zu üben und das Saxofon neu zu erlernen. Dieses Sabbatical führte 1962 zur Aufnahme von „The Bridge“, sein Comeback-Album nach vier Jahren Studiopause.

„Die Lebensgeschichte von Sonny Rollins ist so innovativ, unvorhersehbar und überlebensgroß wie die Geschichte des Jazz selbst“, schreibt der amerikanische Buchverlag Hachette Books in seiner Ankündigung: „Sonnys eigene Erzählungen sind so zeitlos und aktuell wie die Gattung Jazz, für die er steht. Mit eigenen Worten beschreibt er seine Suche nach sozialer Gerechtigkeit und spiritueller Erleuchtung. Damit ist ,Saxophone Colossus‘ die Biografie eines der einflussreichsten Jazzmusikers der amerikanischen Geschichte überhaupt.“ Levys „Saxophone Colossus – The Life And Music Of Sonny Rollins“ ist in englischer Sprache erschienen, hat 784 Seiten und kostet als gebundene Ausgabe 33,99 Euro.

Weiterführende Links
„Saxophone Colossus – The Life And Music Of Sonny Rollins“

Text
Martin Laurentius

Veröffentlicht am unter News

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