Westfalen-Jazzpreis: Luise Volkmann

Luise VolkmannLuise VolkmannAutochrom heißt ein Trio der Saxofonistin und Komponistin Luise Volkmann, das erste Album ihrer Band mit der Bassistin Athina Kontou und dem Schlagzeuger Dominik Mahnig hat den Titel „RGB“. Mit beiden Begriffen lässt sich gut das ästhetisch-methodische Konzept der 1992 in Bielefeld geborenen, mittlerweile in Köln lebenden Improvisationskünstlerin beschreiben: Autochrom (ein Begriff aus der frühen Fotografie) als das improvisatorische Verfahren dieser drei jungen Musiker/-innen, mit dem sie den Farbraum Rot, Gelb, Blau (kurz: RGB) stets auf’s Neue definieren, auslegen und gestalten. Das setzt ihrer Improvisationsmusik gleichermaßen einen fixen Rahmen wie es in der Ausfertigung größtmögliche Freiheit und Flexibilität zulässt.

Diese Analogie lässt sich auf sämtliche Bands und Projekte Volkmanns übertragen. Denn der jungen Saxofonistin geht es in der Regel darum, den Moment in ihrer Musik zu reflektieren, wenn das Unbewusste, das Intuitive und Emotionale die Führung übernimmt und beschränkende Strukturen und Formen ganz über Bord geworfen werden. Dies glückt Volkmann sowohl in kleinen Besetzungen wie halt mit ihrem Trio Autochrom als auch in großen Ensembles wie mit ihrer „Free-Jazz-Bigband“ (O-Ton Volkmann) LEONEsauvage.

In diesem Zusammenhang ist der Musikerin ein weiterer Aspekt besonders wichtig: „Wie gehe ich als deutsche Jazzmusikerin mit dem Erbe der afroamerikanischen Kultur um? Ich glaube, es gibt viel zu wenig Diskurse über diese Frage. Ich bin von der Form der Musik von Sun Ra oder auch dem Art Ensemble of Chicago sehr berührt und möchte mich solidarisieren, möchte davon lernen und möchte vielleicht sogar einen Teil dieser Tradition fortführen. Es ist gar nicht so einfach, dafür den richtigen Ton zu treffen.“

Auch und gerade deshalb ist Volkmann, die in Leipzig, Paris, Kopenhagen und Köln Jazzsaxofon und -Komposition studiert hat, eine würdige Gewinnerin des alle zwei Jahre im Rahmen des Jazzfestivals Münster verliehenen Westfalen-Jazzpreises. „Grenzenlose Fantasie in den Kompositionen mit Inspirationen vom Punk über die Klassik, Neue Musik und Free Jazz sowie Freiheit in den Improvisationen – es ist ihre schöpferische Kraft, die sie besonders macht. Ihre ständige Suche nach Klängen, Sounds und Rhythmen und ihre Offenheit, sich immer wieder aufs Neue inspirieren zu lassen, zeichnen die Ausnahmemusikerin aus. Luise Volkmann bringt verschiedene musikalische Persönlichkeiten in der Musik zusammen, vergisst dabei nicht eine ausdrucksvolle Bühnenperformance mitzudenken und die Zuhörerinnen und Zuhörer auf eine Reise mitzunehmen. Ihre Projekte befassen sich auch immer wieder mit politischen und sozialen Aussagen. Sie berührt Herzen, solidarisiert sich, thematisiert gesellschaftliche Widersprüche und macht die Kraft der Musik erlebbar“, heißt es in der Begründung der Jury.

Preisverleihung und Preisträgerinkonzert finden kommendes Wochenende mit Volkmanns Ensemble Été Large am Schlusstag des Jazzfestivals in Münster statt. Doch auch mit anderen Projekten ist sie im Festivalprogramm zu erleben: Mit einigen Musiker/-innen von Été Large ist die Saxofonistin Samstag und Sonntag Mittag für rund 30 Minuten jeweils in der Dominikanerkirche in Münster zu hören, mit ihrem Vokaltrio 3 Grams mit Michael Schiefel und Casey Moir tritt sie am Samstagabend im Kleinen Haus vom Theater Münster auf. Zudem wird es später auch noch Konzerte mit Volkmann und Été Large im Domicil Dortmund und im Bielefelder Bunker Ulmenwall geben, die zusammen mit dem Jazzfestival Münster den Westfalen-Jazzpreis ausgelobt haben. Die genauen Termine dafür werden noch bekannt gegeben.

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Jazzfestival Münster

Text
Martin Laurentius
Foto
Thekla Ehling

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