Raï: Immaterielles UNESCO-Kulturerbe

DJ SnakeDJ SnakeDie UNESCO hat mit dem algerischen Raï erneut einen Musikstil zum Immateriellen Weltkulturerbe erklärt. Der Raï war ab den 1930ern musikalisches Ventil für soziale Benachteiligung, zeichnete sich aber auch schon von Anfang an durch freizügige Liebeslyrik aus. Die Begleitung erfolgte damals noch durch große orchestrale Ensembles. In den 1980ern verlagerte sich der Charakter auf Arrangements mit modernen Instrumenten, junge Kerle, die „Chebs“ waren nun die Interpreten. In dieser Form explodierte der Raï international, ausgehend von Paris, wo 1986 erstmals ein Raï-Festival stattfand. Cheb Khaled und Cheb Mami wurden die wichtigsten Stimmen des modernen Raï, mit Cheikha Rimitti schaffte es aber auch eine Frau der alten Generation, ein Weltstar zu werden.

Dank der Popularität des Genres wurde Cheb Khaled Anfang der 1990er der erste Nordafrikaner, der in Frankreich in die Top 50 kam. Khaled arbeitete mit Produzenten wie Don Was oder Jean-Jacques Goldman, am Ende des Jahrzehnts wurde sein Titel „Aïcha“ zum globalen Hit. Die Chebs waren jedoch auch stets der Bedrohung durch die Fundamentalisten ausgesetzt: 1994 wurde in Oran Cheb Hasni, der für den sentimentalen Raï stand, von Islamisten getötet. Im neuen Jahrtausend war der Raï auf dem Rückzug und machte vor allem durch Eskapaden seiner Protagonisten von sich reden, etwa durch den Prozess gegen Cheb Mami, der gewalttätig gegenüber seiner ehemaligen Freundin war. Ein Update des Raï ist 2022 dem aktuellen algerischen Star DJ Snake mit seinem Titel „Disco Maghreb“ gelungen. Gleichzeitig mit dem Raï wurden die arabische Würzpaste Harissa und der aus Sambia stammende Tanz Kalela in den Kanon des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

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Immaterielles Kulturerbe UNESCO

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Stefan Franzen
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CC BY-SA 4.0/Anitiopy

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