RIP: Pee Wee Ellis

Pee Wee EllisPee Wee EllisWas für eine Konzerteröffnung: Die Rhythmusgruppe ist noch alleine auf der Bühne im Kölner Stadtgarten, Larry Goldings spielt mit dem Fußbass seiner Hammond-Orgel eine pluckernde Groove, Schlagzeug und Gitarre setzen ein, bevor die drei JB Horns den Schauplatz betreten. Der Altsaxofonist Maceo Parker geht ans Mikrofon und beginnt seine Begrüßung mit einem Satz, der „legendär“ werden sollte – und später prominent auf dem Cover des Albums „Life On Planet Groove“ (Minor Music/in-akustik), das dieses Konzert aus dem Stadtgarten dokumentiert, prangen wird: „We’d like to do two percent Jazz, 98 percent funky stuff“. Uns, die damals im Publikum vor der Bühne standen, war klar, dass Parker mit den „two percent Jazz“ nur den Tenorsaxofonisten Pee Wee Ellis gemeint haben konnte. Er war es, der im Stadtgarten diese selbstsichere Coolness verkörperte, diese unumstößliche Hipness, wie sie nur Jazzmusiker haben können. Das folgende, mehrstündige Konzert verwandelte im März 1992 den Stadtgarten dann in einen schwitzigen Juke Joint.

Ursprünglich wollte Ellis, 1941 in Bradenton, Florida geboren, tatsächlich Jazzmusiker werden. Eher zufällig lief er als junger Bursche 1957 in New York Sonny Rollins über den Weg. Forsch und frech fragte Ellis, ob der ihn nicht unterrichten möchte. So vielversprechend die ersten Karriereschritte in Sachen Jazz auch waren, seine Leistungen für die Musik sollten aber auf anderen Terrains sein. Vier Jahre lang war Ellis ab 1965 Saxofonist und musikalischer Leiter der Band von James Brown, mit dem „Hardest Working Man in Show Business“ erfand er gleichsam den Funk und komponierte einige der Hitnummern mit – wie beispielswiese „Cold Sweat“. Gut zehn Jahre später nahm er eine Weile lang die gleiche Position in den verschiedenen Bands von Van Morrison ein, mit dem irischen Singer/Songwriter nahm er unter anderem „Into The Music“ und „Beautiful Vision“ auf.

Ende der 1980er kam Ellis dann noch einmal mit seinen alten James-Brown-Kumpels Parker und Fred Wesley (Posaune) als JB Horns zusammen. Und obwohl in der Zeit einige gemeinsame Alben nicht als JB Horns, sondern unter Parkers Namen erschienen sind – nicht nur „Life On Planet Groove“, sondern zum Beispiel auch „Roots Revisited“ oder „Mo‘ Roots“ –, so stand ihr machtvoller Bläsersatz als wichtigste Ingredienz für diesen einmaligen Mix aus Jazz, Funk und Soul. Relativ spät trat Ellis auch als Bandleader in Erscheinung. 1992 gründete der Saxofonist seine Pee Wee Ellis Assembly, mit der er in verschiedenen Besetzungen mit einem für ihn typischen Soul-Jazz oftmals live auf der Bühne und auf Platten zu hören war. Und er kehrte auch gerne wieder seine Jazz-Roots hervor. Wie zum Beispiel 1993, als er mit dem Bassisten Dwayne Dolphin und dem Schlagzeuger Bruce Cox zwei Abende im Schmuckkästchen unter dem Kölner Stadtgarten auftrat und dieses Konzert als „Twelve And More Blues“ (Minor Music/in-akustik) auf CD veröffentlichte. Am 24. September ist Alfred James „Pee Wee“ Ellis im Alter von 80 Jahren gestorben. Text Martin Laurentius

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Heinrich Buttler

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