Editorial 156

Liebe Leserinnen und Leser,

Marshall Allen (Foto: Arne Reimer)Jazz kennt kein Alter: Die aktuelle Ausgabe unseres Magazins ist einmal mehr ein Beleg für diese These. Unser Titelheld Marshall Allen leitet im stolzen Alter von 100 Jahren noch immer das legendäre Sun Ra Arkestra. Mit Wolf Kampmann hat er über das neue Album „Lights On A Satellite“ gesprochen – und darüber, wie es gelingen kann, die Musik im Sinne Sun Ras aktuell und relevant zu halten (S. 44). Leider nicht mehr unter uns weilt Rolf Kühn, der in diesem Jahr 95 Jahre alt geworden wäre. Bis zuletzt war er neugierig, zuversichtlich und voller Tatendrang, wie sich seine Frau Melanie Kühn erinnert. Wenige Wochen vor seinem Tod im Juni 2022 hat er noch Aufnahmen für sein Album „Fearless“ gemacht, das nun posthum erscheint – ein musikalisches Testament, das Melanie Kühn zusammen mit Rolfs Bruder Joachim, seiner Band und Freunden fertiggestellt und kuratiert hat (S. 56).

Zusammen gerade einmal halb so alt wie Marshall Allen sind Samara Joy und Simon Oslender. Die 24-jährige Sängerin Samara Joy erweitert ihre frischen Versionen von Jazzstandards erstmals um eigene Songs und Lyrics. Ob daraus „Neue Standards“ werden, wie der Titel des Artikels verspricht, wird die Zeit zeigen (S. 52). Der 26-jährige Hammond-Organist und Pianist Simon Oslender hat einen echten Lauf. Nachdem er mit Gregory Porter auf Tour war, featuret er auf seinem dritten Album eine prominente Rhythmusgruppe mit Steve Gadd am Schlagzeug und Will Lee am E-Bass. Entsprechend groovelastig ist die Musik ausgefallen (S. 60).

Kirk LightseyUnsere Konzertreihe „Jazz thing at the King“ im Kölner Jazzclub King Georg hat am 9. Januar 2025 das Quartett des immerhin auch schon 87-jährigen Pianisten Kirk Lightsey zu Gast – für unsere Serie „American Jazz Heroes“ hatten wir ihn einst in seiner Wahlheimat Paris besucht (nachzulesen auch im weiterhin erhältlichen Buch „American Jazz Heroes Vol. 2“).

Und dann ist da noch unsere neue Reihe im blutjungen Hamburger Nica Jazz Club unter dem Titel, genau, „Jazz thing at Nica Jazz Club“. Den Anfang macht am 24. November 2024 das Count Basie Orchestra, das vierzig Jahre nach dem Tod seines ursprünglichen Dirigenten unter der Leitung des Trompeters Scotty Barnhart weiter munter durch die Welt tourt. Der „Count“ würde übrigens in diesem Jahr seinen 120. Geburtstag feiern – seine Musik hat ihn in jedem Fall überlebt.

Viel Freude mit dieser Ausgabe!

Axel Stinshoff
Chefredakteur Jazz thing & Blue Rhythm

Text
Axel Stinshoff
Foto
Arne Reimer

Veröffentlicht am unter 156, Heft

Deutscher Jazzpreis 2025