112: Die neue Ausgabe von Jazz thing

Ab 29.1. am Kiosk: Jazz thing 112Jazz thing 112Michel Portal: „Man kann es Eklektizismus nennen. Ich nenne es Neugier.“ Gianluigi Trovesi: „Es ist nicht alles Jazz, was ich mache. Aber alles ist Musik.“ Aldo Romano: „Was hinter einem liegt, ist das, was kommen wird.“ Diese Aussagen der drei aktuellen „European Jazz Legends“, die Götz Bühler zusammen mit dem Fotografen Lutz Voigtländer kürzlich in Paris und im italienischen Bergamo gesprochen hat, markieren auch das, was uns als Redaktion fünf Mal im Jahr antreibt, das Magazin Jazz thing zu publizieren: eine Offenheit, die keine stilistischen Grenzen (und Begrenzung) kennt, um Musiker beschreiben zu können, hinter dessen Werk der Mensch erscheint – mit seiner individuellen Biografie und seiner Entwicklung und Geschichte. Ach ja, schon mal vormerken: Michel Portal tritt am 5. März zusammen mit dem Pianisten Richie Beirach und der WDR Big Band in der in Kooperation mit WDR 3 und Jazz in Gütersloh veranstalteten Konzertreihe zu unserer Artikelserie „European Jazz Legends“ im Theater Gütersloh auf.

Beispiel für diese Haltung ist auch der Titelheld der Jazz-thing-Ausgabe 112, der Brasilianer Ed Motta, der kürzlich erst seinen Wohnort (und Arbeitsmittelpunkt) aus seiner südamerikanischen Heimat nach Berlin verlegt hat. Stefan Franzen hat den Musiker an einem stürmischen Tag am Bodensee getroffen, um mit ihm nicht nur über seine neueste CD, „Perpetual Gateways“ (MustHaveJazz/Membran), zu sprechen, sondern auch dessen Weg vom jugendlich bilderstürmerischen Funkster in Brasilien zum abgeklärt reflektierten Pop-Künstler von Heute nachzuzeichnen. Und der im Gespräch seinen Humor nicht verstecken will: „Mach weiter mit deinen Fragen!“, forderte er Franzen auf: „Interviews mag ich viel mehr als Live-Shows, sie sind für mich ein Antidepressivum. Ich bin Löwe, und für einen Löwen gibt es nichts Schöneres, als wenn ihn jemand auffordert, über sich selbst zu sprechen. Du bist der Doktor!“

Auch viele der anderen in der Ausgabe 112 porträtierten Musiker zeigen diese (philosophische) Haltung. Etwa Billy Cobham, den unser Autor und Fotograf Arne Reimer für den neunten Teil der zweiten Staffel der „American Jazz Heroes“ getroffen hat: „Man kann mit Musik nicht lügen“, betont der Schlagzeuger mit Wohnsitz Schweiz, der in 1970er-Jahren dem Jazz-Rock sein polyrhythmisches Fundament gegeben hat. Geradezu sinnbildlich für stilistische Offenheit ist die neue CD von Erik Truffaz, „Doni Doni“ (Parlophone/Warner), auf der der Trompeter afrikanische Klänge, Clubkultur und Jazz zusammenführt. Zwar ist auch das dritte gemeinsame Werk des Gitarre-spielenden Ehepaares Susan Tedeschi und Derek Trucks, „Let Me Get By“ (Universal), wieder durch die amerikanische Roots-Music inspiriert. Doch längst haben die beiden diese uramerikanische Musikgattung bis an deren Grenzen gedehnt – nicht zuletzt ein Verdienst des neuen Bassisten, Tim Lefebvre. Und natürlich der norwegische Pianist Tord Gustavsen, der zusammen mit der deutsch-afghanischen Sängerin Simin Tander und seinem Landsmann, Schlagzeuger Jarle Vesperstad, mit „What Was Said“ (ECM/Universal) ein tatsächlich polyglottes Werk geschaffen hat: „Kirchenmusik trifft Improvisation, ostiranisch-afghanische Tradition und norwegische Kontemplation, frei fließende Gestaltung und poetische Durchformung“ bringt es unser Autor Ralf Dombrowski auf den Punkt. Und Tradition für die erste Jazz-thing-Ausgabe des neuen Jahres sind die „Top Ten“ unserer Autoren mit den besten zehn Alben des vorangegangen Jahres – zu finden in Jazz thing 112, ab dem 29. Januar am Kiosk.

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„Contents 112“

Text
Martin Laurentius

Veröffentlicht am unter News

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