RIP: Bruce Lundvall

Es war eine denkwürdige Pressekonferenz. Anfang der 2000er-Jahre ging es dem Traditions-Jazzlabel Blue Note Records wirtschaftlich nicht blendend. Die Musiker, die vom Blue-Note-Chef Bruce Lundvall unter Vertrag genommen wurden, bekamen in der Regel gute Kritiken, verkauften aber zu wenig Platten. Das sollte, das musste sich ändern. In einigen Dependancen der Major-Plattenfirma EMI, unter deren Dach Blue Note ein Zuhause gefunden hatte, fanden gleichzeitig Pressekonferenzen statt, an denen Lundvall per Videoschaltung teilnahm. Dabei pries er das Debüt einer jungen Musikerin, die mit ihrem Mix aus Singer/Songwriter, Folk, Pop und Jazz im Grunde überhaupt nicht ins Portfolio von Blue Note passen wollte. Doch der Erfolg von Norah Jones sollte die Fachleute eines Besseren belehren: Ihr Blue-Note-Album „Come Away With Me“ wurde ein weltweiter, auch kommerzieller Erfolg und bekam 2003 gleich fünf „Grammies“.

Doch Lundvall nur am Erfolg von Jones zu messen, würde ihm nicht gerecht. 1960 begann er seine Karriere bei Columbia Records, wechselte Anfang der 1980er zuerst zu Elektra Records, bevor er zu EMI ging und 1985 Blue Note wiederbelebte. In seine Ägide fallen Albumveröffentlichungen von Cassandra Wilson, Bobby McFerrin, Joe Lovano und Dianne Reeves, aber auch von Soul- und Pop-Acts wie Al Green oder Amos Lee. 2010 machte Lundvall bei Blue Note den Platz für seinen Nachfolger Don Was frei. Zur gleichen Zeit erschien die Biografie „Bruce Lundvall: Playing By Ear“ von Dan Ouellette. Am 19. Mai ist Lundvall im Alter von 79 Jahren gestorben.

Weiterführende Links:
Blue Note Records

Text
Martin Laurentius

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