Mein Fan

Ich war baff. So baff, dass ich ohne zu mucken die Platten signierte und dabei noch ganz freundlich war. Herr Schmalmann, der es sich mittlerweile auf meinem Klavierhocker bequem gemacht hatte, hätte sicher noch gerne ein Stündchen weitergeplaudert, aber ich komplimentierte ihn dann hinaus mit den Worten: „Sie sehen ja, was für ein Chaos hier herrscht, ich bin leider grad total im Stress, sonst immer gerne, übrigens sehr schickes T-Shirt…“
Als er draußen war, musste ich mich erst mal setzen und tief durchatmen. Der Schreck war mir echt in die Glieder gefahren. Ich habe es als extrem unangenehm empfunden, in meinen eigenen vier Wänden „heimgesucht“ zu werden – und auch jetzt, wo ich darüber schreibe, stellen sich mir die Nackenhaare auf. Das gibt’s doch gar nicht! Einfach irgendwo vorbeistalken! Nur weil man die Musik von jemandem mag.
Ich war echt geschockt. Auf ein Konzert zu gehen und danach noch zu warten, um sich mit den Musikern zu unterhalten: Voll okay! Der Agentur (die immer auf der Homepage steht) die Platten zuschicken mit der Bitte um ein Autogramm: Auch nichts gegen einzuwenden! Sich ins Gästebuch eintragen, um den Künstler zu kontaktieren: Auch gut. Aber die Adresse herausfinden, hinfahren und einfach in die Wohnung eindringen, das, lieber Hans, ist ein absolutes No Go!!!!
Es ist ja nicht so, dass ich mich über Aufmerksamkeit nicht freue, sonst hätte ich diesen Beruf ja nicht gewählt, aber es gibt echt Grenzen! So, das musste ich mal auf diesem Wege loswerden. Nächstes Mal wird es hoffentlich wieder lustig. Bis dann und viele liebe Grüße,
Eure
Lisa Bassenge






