Zeit ist ein wichtiger Faktor für Nils Frahm. Ein ganzes Jahr lang hat der Pianist an seinem neuen Album gearbeitet, während er sich nebenbei ein eigenes Studio im historischen Funkhaus Berlin einrichtete. „All Melody“ nun ist der Mittelweg zwischen den reduzierten Neoklassik-Miniaturen der früheren Soloalben und der trippigen Elektronik seines Trios Nonkeen. 74 Minuten ist das Album lang, fast jedes Stück beginnt mit Stille oder kaum Hörbarem. „Sunson“ überrascht zu Beginn mit technoiden Synthie-Beats, die sich jedoch bald den vielen Keyboards unterordnen, an denen Frahm experimentiert, darunter ein selbstgebautes Harmonium. Die Songs pluckern zeitgemäß entschleunigt dahin: New Age für das Jahr 2018. Angenehm ist das allemal, doch es drängt sich der Gedanke auf, dass das für praktizierende Yogi interessanter sein könnte als für aktive Musikinteressierte.
Text
Jan Paersch
Ausgabe
, Jazz thing 122
Veröffentlicht am 12. Mrz 2018 um 10:03 Uhr unter Reviews
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