Wer heute im Jazz schon vor dem ersten Ton Aufmerksamkeit generieren will, der braucht einen krassen Bandnamen. Deshalb wollte der Luzerner Pianist Nico Hirzel auch seine neue, größere Band unbedingt Six Terabytes of Snow nennen. Damit will er die Datenmenge darstellen, die benötigt wird, um verschwundene Schneegestöber und Gletscherlandschaften virtuell zu rekonstruieren. Im Infotext steht: „Digitaler Schnee ist das Wintermärchen der Zukunft.“ Sätze wie diese erhöhen auch die Latte, über die Hirzel, sein langjähriger Duoweggefährte Samuel Hopfengärtner (Trompete) samt ihren Spaßgefährten springen müssen. Im Großen und Ganzen gelingt ihnen das sogar überraschend souverän. „Planet B“ verwebt fluffige Grooves, rockige Sprenkel, coole Funkyness und harmonische Linien miteinander, was sie automatisch als Live-Band par excellence qualifiziert. Dass alles dennoch nicht überhitzt, bleibt das eigentliche Verdienst dieser Formation, die es auch 2024 noch schätzt, sich im improvisatorischen Freiraum des Jazz bewegen zu können. Deshalb ist das Resultat auch keine von KI generierte Musik, sondern pure menschliche Leidenschaft.
Text
Reinhard Köchl
Ausgabe
, Jazz thing 155
Veröffentlicht am 30. Sep 2024 um 07:58 Uhr unter Reviews
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