Roy Nathanson

82 Days

(enja Yellowbird/edel)

Roy Nathanson – 82 Days (Cover)82 Tage. Während des Lockdowns in New York, im März 2020, stellte sich der Saxofonist Roy Nathanson um 17 Uhr nachmittags auf den Balkon seiner Wohnung und spielte „Amazing Grace“. In den darauffolgenden 81 Tagen machte er daraus ein Ritual: Jeden Tag um dieselbe Uhrzeit spielte er ein weiteres Stück. Ein Zeichen der Hoffnung, der Liebe vielleicht auch. Es ist, wie bei Nathanson üblich, zudem eine ironische Erzählung der Befindlichkeit eines alternden weißen Mannes – eine melancholische Rückschau in der Umarmung von Melodien, die ihn begleitet und geprägt haben: Gospel, Songs des „Civil Rights Movement“, Soul sowie eigene Kompositionen. Es ist ein tief empfundenes Bekenntnis zu Werten, die in der aktuellen Politik der USA, mit der Leerung der Bibliotheken von Büchern über Sklaverei und zunehmender Geschichtsvergessenheit, aufweichen und sich aufzulösen scheinen. Eindringlich, zerrissen, zärtlich.

Text
Maxi Broecking
, Jazz thing 151

Veröffentlicht am unter Reviews

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