Hank Roberts

Everything Is Alive

(Winter & Winter/edel Classics)

Hank Roberts - Everything Is AliveWie macht Hank Roberts das nur? Schon lange nicht mehr war Bill Frisell ähnlich energisch zu hören wie auf dem Opener „Crew Cut“ des Albums „Everything Is Alive“. Vielleicht liegt es an der Album-Idee, die ganze Musik möglichst originär mitzunehmen, weitgehend ohne nachträgliche Korrekturen am ProTools-Pult. Das macht Frickeleien unmöglich und fordert die Musiker zu möglichst authentischer Spielweise und Gefühlslage heraus. Darüber hinaus ist das New Yorker Quartett mit Cellist Robert, Frisell, dem Bassisten Jerome Harris und Drummer Kenny Wollesen aber auch ein famos agierendes Kollektiv der ästhetisch Gleichgesinnten, dessen Mitglieder sich auf intuitive Weise musikalisch verstehen. Denn anders ist das einerseits ausgewogene Verhältnis der Spielenergien nur schwer zu erklären, das andererseits Raum für Ideen lässt, die beiläufig spektakulär mit den Stilbereichen des urbanen Folks und sublimierten Blues agieren, dazu ein bisschen Varieté und auch etwas Collagenhaftes zulassen. Jedenfalls wird schnell klar, dass sich auf „Everything Is Alive“ vier fortgeschrittene Freaks treiben lassen und damit ein Hörvergnügen für die Connaisseure des Subtextes gestalten, denen ihrerseits die Avantgarde zu konventionell geworden ist.

Text
Ralf Dombrowski
, Jazz thing 92

Veröffentlicht am unter Reviews

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