Enrico Rava Quintet

Tribe

(ECM/Universal)

Enrico RavaEnrico Rava Quintet, 'Tribe'Es gibt Melodien, die man nie mehr vergisst. Das können einschmeichelnde Pop-Themen sein oder die unzähligen Evergreens, die man bei irgendwelchen Gelegenheiten aufgeschnappt hat. Der Trompeter Enrico Rava versteht sich mit seiner Musik bestens darauf, die Macht der Bilder, die Dichte von Emotionen und die unterschiedlichsten Ereignisse des Alltags in poesievolle Sounds umzuwandeln. Das spürt man auch in jeder seiner Kompositionen, die er auf "Tribe" im Quintett mit italienischen Spitzenmusikern vorstellt, darunter der Posaunist Gianlucca Petrella und der Pianist Giovanni Guidi. Bei der Auswahl seiner Stücke ist Rava offenkundig die Balance zwischen Tristesse wie in "Tears For Neda" und dem fröhlichem Pathos eines Songs wie "Amnesia" wichtig. Beide Stimmungen sind für ihn Ingredienzien, die seine melodischen Exkurse beflügeln, und als wirkungsvolles Mittel gegen selbstgefällige Eintönigkeit reichert Rava seine Soli wie in "Incognito" mit freien Assoziationen an.

Text
Gerd Filtgen
, Jazz thing 91

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2024