Christian Weidner

Every Hour Of The Light And Dark

(Pirouet/NRW)

Christian Weidner – Every Hour Of The Light And Dark (Cover)Vermutlich ist ein musikalisch derart komplexes Werk nur realisierbar, wenn sich die Improvisationsstrategien der daran beteiligten Musiker ergänzen. Die acht Eigenkompositionen des Altsaxofonisten Christian Weidner sind von eindringlicher Intensität, deren Emotionsdichte sich in variantenreichen Ausdrucksformen zeigt. Darauf verweist der Titel des Albums, der eine Zeile aus einem Poem des amerikanischen Dichters Walt Whitman entlehnt ist. Die eindringliche Melodie wird von Weidner und dem Pianisten Achim Kaufmann vorgetragen, bis sich der Bassist Henning Sievert und der Drummer Samuel Rohrer langsam in das Geschehen einfinden. Mit scharfen Sounds reizt der Altsaxofonist hier die tonalen Möglichkeiten seines Instruments aus. Das kurze „Dance Fantasm“ beginnt mit einem expressiven Drum-Intro und erinnert mit seinem knappen Themen-Statement an die Musik von Ornette Coleman. Das mit betörenden Piano-Motiven beginnende „In Memoriam“ gewinnt durch die in ungewöhnliche musikalische Regionen vorstoßenden Altsax-Chorusse an Dramatik. Dabei wird die Identität der Gruppe nicht allein von den Aktionen des Leaders bestimmt, sondern auch von den melodischen Elementen, die jeder Musiker des Quartetts mit einbringt.

Text
Gerd Filtgen
, Jazz thing 115

Veröffentlicht am unter Reviews

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