Charles Lloyd Trio

Chapel

(Blue Note/Universal)

Charles Lloyd Trio – Chapel (Cover)Wäre Gelassenheit eine musikalische Kategorie, wäre Charles Lloyds neues Album „Chapel“ dafür ein Paradebeispiel. Gemeinsam mit Gitarrist Bill Frisell und Bassist Thomas Morgan schwebt der Saxofonist durch meditative Sphären, von denen man in den meisten Tracks nicht einmal genau sagen kann, ob ihnen melodische Motive zugrunde liegen. Vielmehr ist es ein freier Fluss der Intentionen, bei dem melodische Versatzstücke wie Düfte freigesetzt werden, ohne eine Konkretisierung erfahren zu müssen. Jeder der drei scheint versonnen seinen eigenen Pfaden zu folgen. In der Transparenz des Klangs spüren sie sich offenbar gegenseitig mehr, als einander aktiv zuzuhören. In diesem Sinne ist „Chapel“ mehr gemeinsame Kontemplation, der ein stilles Einverständnis zugrunde liegt, als tatsächliche Kommunikation. Dieser innigen und doch sehr offenen Menage à trois zuzuhören, ist ungemein beruhigend, zumal die Eleganz und Klangkultur des Albums einzigartig sind. „Chapel“ ist zweifellos ein spätes Highlight in der Diskografie des 84-Jährigen.

Text
Wolf Kampmann
, Jazz thing 144

Veröffentlicht am unter Reviews

jazzfuel