Record Store Day: Black Friday
Descendants Of Mike And PhoebeZusätzlich zum „Record Store Day“ im April gibt es in diesem Jahr eine kleinere, zweite Runde zum „Black Friday“ am 28. November. Traditionsgemäß drücken die Labels wieder jene Künstlerinnen und Künstler in den weltweiten Fachhandel, die regulär schon genug Vinyl verkaufen, um noch mehr limitierte Nachpressungen, Picturediscs, Luxus-Editionen und Live-Mitschnitte zu rechtfertigen. In diesem Jahr gehören dazu (in Deutschland) die No Angels, Alice Cooper, Billie Eilish, Bruno Mars, Thomas Anders, Ol’ Dirty Bastard und Van Halen, und natürlich gibt es wieder gepresste Live-Konzerte von Dauerbrennern wie Fleetwood Mac, Grateful Dead und Billy Joel. Den Bereich Fusion-Jazz repräsentiert in dieser Reihe ein bisher unveröffentlichter Konzertmitschnitt von Larry Coryell & The Eleventh House: „Riviera 76“ (Culture Factory/Bertus). Das lustigste Stück Vinyl ist eine 10’’-Single mit der unsterblichen Titelmelodie der TV-Serie „Löwenzahn“ und Moderator Peter Lustig als Picturedisc-Motiv.
Darüber hinaus ist der Jazz im Vergleich zum dominanten „Dad Rock“ etwas schwach vertreten, aber nicht ohne Verlockungen. So können Fans von Miles Davis, die die komplette „Live At The Plugged Nickel“-Box verpasst haben, das zweite Set nun noch einmal als Doppel-Vinyl (Columbia/Sony) erwerben. Ebenfalls auf zwei LPs passt Yusef Lateefs „Golden Flower – Live In Sweden“ (Jazz Detective/edel) mit Konzerten von 1967 und 1972. Ein Saison-gemäßer Evergreen ist das nun mit Popup-Cover erhältliche Album „A Charlie Brown Christmas“ (Concord Universal) vom Vince Guaraldi Trio, das mit seinem Piano-Jazz jahrelang den Soundtrack der „Peanuts“ prägte. Mehr oder weniger kreative Resteverwertung bietet die Compilation „Jazz Diseponsary: Green Bullets“ (Concord/Universal). Hinter der umständlichen Hintergrund-Story verbergen sich Funk und Fusion von unter anderem Dizzy Gillespie, Isaac Hayes und Merl Saunders.
Die denkwürdigste Deluxe-Edition gilt dem einzigen Album der Descendants Of Mike And Phoebe. Hinter dem Bandnamen stecken die Geschwister Cliff, Grace und Consuela Lee unter der Leitung ihres Bruders, des Bassisten Bill Lee, der heute vor allem als Vater des Filmemachers Spike Lee bekannt ist. 2023 starb er in Brooklyn, New York. In dem Film „Crooklyn“ setzte der Regisseur ihm 1994 ein melancholisches Denkmal. „A Spirit Speaks“ (Strata East/Bertus) wurde 1974 erstmals veröffentlicht und ist eine für das Label typische, in sich ruhende Fusion aus Gospel, Funk, Avantgarde und Piano-Jazz.
Weiterführende Links
„Black Friday“