Monheim: Escalator Over The Hill

Carla Bley, „Escalator Over The Hill“Carla Bley, „Escalator Over The Hill“Begriffe wie Jazz- oder Rockoper beschreiben Carla Bleys epochales Werk „Escalator Over The Hill“ nur unzureichend. Entstanden ist es zwischen 1968 und ‚71, beteiligt waren viele Musiker/-innen verschiedener stilistischer Couleur – wie zum Beispiel Don Cherry, Jack Bruce, John McLaughlin, Gato Barbieri, Paul Jones, Don Preston, Roswell Rudd und auch Bley selbst. Das Libretto, geschrieben vom Schriftsteller Paul Haines, war eigentlich kein richtiges Libretto, weil es keine Geschichte im herkömmlichen Sinn erzählte, sondern erzählerische Bruchstücke in- und übereinander schob. „Chronostransduction“ nannten Bley und Haynes ihre Form, mit der sie ihr im wahrsten Wortsinn vielschichtiges, psychodelisches Werk in Szene setzten, das allein wegen seiner Zeitlosigkeit schon tief der Zeit seiner Entstehung verhaftet ist.

Obwohl Bley in diesem Jahr ihren 85. Geburtstag gefeiert hat, ist der runde Jahrestag von „Escalator Over The Hill“, das vor 50 Jahren als Dreier-LP-Box mit umfangreichen Booklet erschien, fast in Vergessenheit geraten. Für den Intendanten der Monheim Triennale, die vom 1. bis 3. Juli als „The Prequel“ gleichsam eine Vorpremiere hat, bevor sie im kommenden Jahr richtig stattfinden wird, Reiner Michalke, ist „Escalator Over The Hill“ nicht nur von Bedeutung für die eigene Musiksozialisation, sondern auch ein wichtiger Schritt hin zur Kernidee seines neuen Festivals: „,Escalator‘ hat mich seit früher Jugend begleitet und auf eine gewisse Weise die Idee der Monheim Triennale bereits vorweggenommen“, so Michalke. „Carla Bleys konsequenter Umgang mit dem musikalischen Material, ihre furchtlose Aufhebung aller Genregrenzen zwischen Klassik, Jazz und Rock und ihr sicherer Instinkt für Künstlerpersönlichkeiten haben ein Werk entstehen lassen, von dem ich glaube und hoffe, dass es in die Ewigkeit eingehen wird.“

Deshalb stehen die drei Festivaltage in dieser Stadt am Rhein zwischen Köln und Düsseldorf auch im Zeichen von 50 Jahre „Escalator Over The Hill“. Am ersten Abend von „The Prequell“ erweisen einige der Musiker/-innen ihren Tribut an dieses Werk, wenn sie auf dem in eine Konzertbühne verwandelten Motorschiff RheinFantasie in wechselnden Duo-Konstellationen ihre Sicht auf dieses Epoche machende Stück Musik zeigen. Mit dabei sind unter anderem Yazz Ahmed, Sam Amidon, Shahzad Ismaily, Robert Landfermann, Ingrid Laubrock, Ava Mendoza, Marcus Schmickler, Colin Stetson und Stian Westerhus. Vor gut 50 Jahren hat der amerikanische Filmemacher Steve Gebhardt einige Probenphasen zu „Escalator Over The Hill“ mit der Kamera begleitet. Der daraus entstandene, 84-minütige Dokumentarfilm gleichen Namens wird am 3. Juli ab 15 Uhr auf dem Schiff in Monheim gezeigt. Das komplette Programm der drei Tage von „The Prequel“ gibt es auf der Website der Monheim Triennale im Internet.

Weiterführende Links
Monheim Triennale

Text
Martin Laurentius

Veröffentlicht am unter News

jazzfuel