Deutsche Jazzunion: Gender.Macht.Musik

Gender.Macht.MusikGender.Macht.MusikDas Bild der deutschen (und natürlich auch internationalen) Jazzszene) wird maßgeblich durch Männer bestimmt. Wie die „Jazzstudie.2016“ über die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Jazzmusiker*innen in Deutschland verdeutlichte, sind nur ein Fünftel der für diese Studie befragten Musiker*innen Frauen, davon zwölf Prozent Instrumentalistinnen, aber 86 Prozent Sängerinnen. Vor dem Hintergrund der allgemeinen Debatte über Geschlechtergerechtigkeit hat sich die Deutsche Jazzunion (DJU) dieses Themas angenommen und ihre „Jazzstudie.2016“ geschlechterspezifisch ebenso neu ausgewertet wie ihre Mitgliederumfrage 2018. Die Ergebnisse sind gerade als „Gender.Macht.Musik. Geschlechtergerechtigkeit im Jazz“ publiziert worden.

Gegliedert ist diese Studie in zwei Hauptteile, die von einer Einleitung, „Gender. Balance. Jazz. Eine Beziehungsgeschichte“, und einem Fazit und Ausblick am Schluss, „Von Gleichstellung zu Diversity“, eingerahmt sind. Ist der erste Hauptteil eine Sekundärauswertung der „Jazzstudie.2016“ durch Maximilian Körner, so beschäftigt sich Wesselina Georgiewa im zweiten Teil mit der geschlechtsspezifischen Nachauswertung der Mitgliederumfrage der DJU 2018. So haben zum Beispiel in dieser Mitgliederumfrage auf die Frage, ob mehr für die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen im Jazz getan werden soll, 78 Prozent der Frauen mit „trifft voll/eher zu“ geantwortet, aber nur 57 Prozent der Männer. Noch deutlicher wird diese Diskrepanz bei der Frage, „hatte ich in meiner musikalischen Laufbahn schon einmal das Gefühl, Nachteile aufgrund meines Geschlechts zu haben“: 63 Prozent der Frauen meinen „trifft voll/eher zu“, während 68 Prozent der Männer „trifft eher/gar nicht zu“ angegeben haben.

Aufschlussreich ist das Ergebnis der freien Kommentare am Schluss der Mitgliederumfrage. Das Gros der männlichen Teilnehmer ist zum Beispiel überzeugt, dass nur Qualität und Leistung zählen sollen oder Frauen (vor allem Sängerinnen) eher bevorzugt würden, während viele Musikerinnen der Meinung sind, dass stärker für das Thema sensibilisiert werden müsse oder Mädchen/Frauen, insbesondere im Instrumentalbereich, gefördert werden sollten.

„Der Blick auf die derzeitige Situation erscheint sehr dadurch geprägt, von welcher Warte aus sie wahrgenommen wird; beispielsweise sehen deutlich mehr Frauen als Männer Handlungsbedarf im Bereich der Geschlechtergerechtigkeit“, so die DJU-Projektleiterinnen für „Gleichstellung“, Laura Block, und „Gender & Diversity“, Bettina Bohle, in ihrem „Fazit und Ausblick“: „Unter anderem sollte untersucht werden, wie bestehende Ungleichbehandlungen und strukturelle Benachteiligungen, die teils kulturhistorisch bedingt sind und nicht allein die Jazzszene betreffen, reduziert werden können. Ein internationaler Vergleich insbesondere im europäischen Umfeld könnte über die Erforschung von Best-Practice-Modellen hier Perspektiven zeigen.“ „Gender.Macht.Musik. Geschlechtergerechtigkeit im Jazz“ gibt es als freien Download auf der DJU-Site im Netz.

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Deutsche Jazzunion

Text
Martin Laurentius

Veröffentlicht am unter News

Deutscher Jazzpreis 2025