80: Alexander von Schlippenbach

Für Schlippenbach ist der Free Jazz eine musikhistorische Notwendigkeit, vergleichbar etwa mit der Neuen Wiener Schule und Schönbergs Zwölftonmusik, gewesen. Cecil Taylor und Ornette Coleman hatten vor ihm daran experimentiert, Colemans Platte „Free Jazz“ gab der Richtung damals den Namen, in Holland kümmerten sich fast zeitgleich Misha Mengelberg und Han Bennink, in England Evan Parker, Derek Bailey und Tony Oxley um die Entwicklung dieser neuen Musik.
Seit 1970 wohnt Schlippenbach wieder in seiner Heimatstadt. Für ihn ist Berlin voll lebhafter und obskurer Erinnerungen, besonders wenn er sich an die Mauersituation samt der ganzen Exotik, die der deutsch-deutsche Jazz darin aufzubieten hatte, erinnert. Ganz besonders schätzt er das heutige Berlin mit den vielen guten Musikern und Locations, jeden Abend könne man hier spannenden Jazz erleben, er selbst nutzt die Jazz-Infrastruktur der Stadt als Experimentierbühne, Aufnahmestudio und Musikerpool.
Für ihn ist Thelonious Monk ein prägender Einfluss gewesen. Das „rhythmische Drehmoment“ bei Monk ist ein Bindeglied von Schlippenbachs sehr unterschiedlichen Projekten, der 1982 verstorbene Pianist und Komponist habe ein Werk hinterlassen, das wie ein „erratischer Block“ in der Geschichte stehe. Für den Free Jazz ist neben dem Wissen um die Tradition die eigene Erfindung wichtig. Die allerdings sei nicht lehrbar, die rebellischen Signale müssen vielmehr wild wuchern, sagt Schlippenbach. Free Jazz sei grundsätzlich offen – eine permanente Revolution in der Musik gibt es nicht, resümiert Schlippenbach. In diesem Sinne sei Free Jazz neu, unbequem und radikal. Guter Free Jazz swingt – das ist die Kernaussage seiner Musik.
An seinem Geburtstag wird Alexander von Schlippenbach im Rahmen der Ausstellung „Underground und Improvisation“ in der Akademie der Künste auftreten. Am 6. und 7. April ist er zusammen mit Peter Brötzmann und Han Bennink beim Großensemble „Brötzmann plus“ dabei.
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