22: Bingen swingt

In Bingen: Franco AmbrosettiFranco AmbrosettiDer Wechsel in der Programmleitung hat dem Festival Bingen swingt gut getan. Seit vergangenem Jahr zeichnet die frühere Kuratorin des Münchner Jazzclubs Unterfahrt, Christiane Böhnke-Geisse, verantwortlich für dieses Jazzfestival in der Stadt am Anfang des Mittelrheintals. Zwar bleibt der etwas muffig klingende Name Bingen swingt, auch sind weiterhin Acts mit swingendem, traditionellem Jazz im Programm zu hören. Doch ist es interessant zu beobachten, wie Böhnke-Geisse versucht, Bingen swingt nicht nur mit zeitgenössischem Modern Jazz aufzufrischen, sondern auch Verbindungen zwischen den beiden Programmlinien Oldtime Jazz und aktuelle Improvisationsmusik zu ziehen. Die diesjährige, 22. Ausgabe des Festivals vom 23. bis 25. Juni steht unter dem Motto „Trumpets, Bones & Horns“. „Zahlreiche Bläser bringen ordentlich Wind ins musikalische Geschehen“, heißt es auf der Website. „Allen voran präsentiert Altmeister Klaus Doldinger mit seiner Formation Passport seine neue CD. Franco Ambrosetti beweist mit Flügelhorn und Trompete, dass der heute 75jährige nicht minder zu den ,European Jazz Legends‘ gehört. Gleich drei Saxofonisten kommen zusammen, wenn Tony Lakatos mit Rick Margitza und Gabor Bolla ihr Projekt ,The Gypsy Tenors‘ vorstellen und sie ihre gemeinsamen Wurzeln als Roma musikalisch würdigen.“

Gleich zweimal ist der Kölner Trompeter Frederik Köster in Bingen zu hören: mit seinem kammermusikalisch antizipierenden Zusammenspiel im Duo mit dem Pianisten Sebastian Sternal und mit dem zupackenden Modern Jazz seines Quartetts. Der mittlerweile in der Schweiz lebende Posaunist Nils Wogram kommt mit seinem gefeierten Nostalgia Trio zum Festival und zeigt, wie sich ein tief in der Jazzgeschichte verwurzelter Soul-Jazz mit Hammond B3 gegenüber einer europäisch geprägten Improvisationsmusik öffnet. Gleich zwei zeitgenössische Bigbands machen dem Festivalmotto alle Ehre. Die Jazz Big Band Graz unter der Leitung von Heinrich von Kalnein und Horst-Michael Schaffer ist Garant für einen stilistisch breit aufgestellten, orchestralen Modern Jazz, während sich die Münchner Jazzrausch Big Band die zeitgenössische Club-Kultur mit Techno und House einverleibt. Selbst wenn man kein Freund von Oldtime-Jazz ist, so sollte man sich den „Riverboat Shuffle“ nicht entgehen lassen, der am Festivalsamstag auf dem Rhein zum sagenumwobenen Loreley-Felsen führt, musikalisch begleitet vom Orchestra Mondo und dem Quintett Summertime Swing des Pianisten Henning Wolter. Das komplette Festivalprogramm und alle Infos gibt es auf der Site von Bingen swingt im Internet.

Weiterführende Links
Bingen swingt

Text
Martin Laurentius

Veröffentlicht am unter News

Deutscher Jazzpreis 2024